Landkreis Schwandorf

Nitratbelastung sorgt für Diskussionen

Das Thema Nitratbelastung sorgt für heftigen Streit. Streit zwischen der EU und dem Bund, zwischen Politik und Landwirten, zwischen Landwirten und Umweltschützern. Seit kurzem sind auch in unserer Region mehr Flächen als rote Gebiete – und somit als nitratbelastet – eingestuft.

Betroffen davon ist zum Beispiel Robert Koller. Er ist Landwirt aus Büchelkühn bei Schwandorf – und 80 Prozent seiner Flächen liegen seit der neuen Ausweisung im November 2022 in einem sogenannten roten Gebiet. Das heißt: das Grundwasser in diesem Gebiet ist nitratbelastet. Auf roten Flächen darf der Landwirt nur 80 Prozent des ermittelten Bedarfs der Pflanzen an Gülle ausbringen – muss also 20 Prozent Gülle zurückhalten. Das sorgt für Ernteeinbußen und kann für die Bauern Mehrkosten bedeuten, wenn sie etwa Gülle zurückhalten und dafür neue Lagermöglichkeiten dafür schaffen müssen.

Grundsätzlich gilt: Der Grenzwert für Nitrat im Grundwasser liegt in der EU bei 50 Milligramm pro Liter. Denn aus dem Grundwasser wird unser Trinkwasser gewonnen. Nitrat ist in zu hohen Mengen vor allem für Babys und Senioren gesundheitlich bedenklich. Es muss also was getan werden, aber: Beim Bayerischen Bauernverband sorgen die Nitratregeln für Frustration. Es werde nicht konkret genug ermittelt, wo die Nitratbelastung genau herkomme. Die Einflüsse auf die Messstellen seien vielschichtig, bemängelt Josef Wittmann vom Bayerischen Bauernverband in Schwandorf.

Kommt die hohe Nitratbelastung also gar nicht in erster Linie von der Landwirtschaft? Aus Sicht des Bund Naturschutz ist die Antwort auf diese Frage klar: Der größte Anteil der Nitratbelastung unseres Grundwassers sei auf die Landwirtschaft zurück zu führen, so Harald Ulmer im Gespräch mit OTV. Er ist Agrarreferent beim Bund Naturschutz.

Zuständig für die Nitratmessung in der Region ist das Wasserwirtschaftsamt Weiden. Die Werte in der mittleren und nördlichen Oberpfalz haben ein großes Spektrum: Sie reichen von einem Milligramm bis zu mehr als 100 Milligram pro Liter – übersteigen also an einigen Messstellen auch den Grenzwert. Und: Die Werte steigen tendenziell, erklärt Christian Götz vom Wasserwirtschaftsamt Weiden. Das liege sowohl an der intensiven Nutzung der Böden als auch am Klimawandel. Durch ausbleibende Niederschläge werden die Nitratwerte im Grundwasser weniger stark verdünnt – die Konzentration steigt.

Bisher gibt es in Bayern ein Netz aus 685 einzelnen Messstellen, so die Angaben des Landesamtes für Umwelt, das für die Ausweisung der roten Gebiete zuständig ist. Im roten Gebiet rund um Schwandorf zum Beispiel sind es zwei Messstellen: Das reiche nicht, so die Kritik des Bauernverbandes. Die Landwirte fordern einen massiven Ausbau des Netzes, um besser regionalisieren zu können. Keine unberechtigte Kritik, findet auch der Bund Naturschutz. Deswegen tut sich nun etwas: Bis 2024 soll die Zahl der Messstellen etwa verdoppelt werden. Christian Götz gibt aber zu bedenken: Auch in einem ausgebauten Mess-Netz wird es immer Unwägbarkeiten geben – ein genaues Verursacherprinzip wird auch dann nicht möglich sein.

Der Bund Naturschutz betont: Man müsse gemeinsam Lösungen erarbeiten. Also zum Beispiel: Mehr auf ökologischen Landbau setzen, mehr auf Grünland-Bewirtschaftung, weniger auf intensive Tierhaltung auf engstem Raum – denn: Gutes Trinkwasser sei einer der größten Schätze, die wir in Bayern haben. Und dieser müsse geschützt werden.

(az)

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