
Nabburg
"Judas / Ismene, Schwester von…": Theaterstück der Antihelden
Ein altbekannter Verräter und eine antike Nebenfigur scheinen nicht wie zwei Persönlichkeiten, die für ein sehenswertes Theaterstück sorgen - das Landestheater Oberpfalz beweist jedoch das Gegenteil.
Judas und Ismene haben auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam. Der eine ist unbeliebter Antagonist, die andere vergessene Antiheldin. Doch in einer Sache sind sich die beiden gleich: Niemand interessiert sich so richtig für ihre Seite der Geschichte. Im Stück „Judas / Ismene, Schwester von…“ des Landestheater Oberpfalz haben die beiden nun im Monolog die Möglichkeit, für sich selbst zu sprechen und ihre Stimme zu erheben.
Judas ist definitiv nicht der Held seiner Geschichte. Seit Jahrhunderten ist schlichtweg das Symbol für Verrat und Tücke. Beim Landestheater Oberpfalz erzählt er, gespielt von Bernhard Neumann, die Ereignisse jenes Gründonnerstags nun aus seiner Sicht.
„Vom ganzen Stamme Ödipus war jetzt nur noch Ismene übrig. Von ihr erzählt die Sage nichts; sie starb unvermählt und kinderlos und mit ihrem Tode erlosch das unselige Geschlecht.“ So erzählt Gustav Schwab die Geschichte der Ismene, Tochter des Ödipus und Schwester der Antigone. Und mit diesen paar Zeilen ist auch schon alles zusammengefasst, was es über Ismene zu berichten gibt – denn in der von Tragödien durchzogenen Familiengeschichte ist sie lediglich ein stiller Beobachter. Wie soll sie da nach ihrem Ableben je Ruhe finden?
(cw)