Oberpfalz

Dritte Auflage des Buches „Sie kommen! Die letzten Kriegstage in der Oberpfalz 1945“

Vor genau 80 Jahren ist die Welt – und insbesondere auch die Oberpfalz – im Ausnahmezustand: die SA treibt KZ-Häftlinge in Todesmärschen durch das Land, von Norden rücken die amerikanischen Truppen Stück für Stück vor und nehmen die letzten Landstriche ein – bis der zweite Weltkrieg am 8. Mai in Europa offiziell beendet ist.

Die letzten Kriegstage im April 1945 sind eine Zeit voller Zerstörung, Elend und Verunsicherung. „Es herrscht Chaos“, weiß Journalistin und Autorin Christine Ascherl, die bereits viele Jahre zum Thema Geschichte und Nationalsozialismus recherchiert. „Die Bevölkerung ist zum Teil völlig überfordert.“ Nicht nur die Nahrung sei knapp gewesen, die Menschen hätten vor allem nicht gewusst, wohin die Zukunft führt. Hinzu kam die Angst vor den anrückenden amerikanischen Soldaten.

Zerstörung aus der Luft

Die Amerikaner bombardieren an Orten, in denen sie Widerstand vermuten, erst aus der Luft. Dann rücken sie am Boden vor. Am schlimmsten zerstört werden in der Oberpfalz die Städte Neumarkt und Schwandorf. 1250 Menschen sterben in Schwandorf bei einem Luftangriff.

Einen Tag zuvor, am 16. April 1945, sterben auch in Weiden 60 Menschen. „Das war der schwärzeste Tag im Zweiten Weltkrieg für die Stadt Weiden.“, erklärt Ascherl. Damals wird ein Munitionszug im Bahnhof Ziel von Jagdbombern. Lokführer Johann Grünwald und sein Heizer Georg Dietl fahren den bereits qualmenden Zug aus der Stadt hinaus, um Schlimmeres zu verhindern. Weidener Bürger, die nichts von der explosiven Fracht wissen, versuchen den Zug zu löschen. Dann explodiert der Zug und reißt 60 Menschen in den Tod. Neun Häuser in Weiden werden komplett zerstört, hunderte weitere werden beschädigt. Die Explosion hinterlässt zwei metertiefe Krater. Wenige Tage später nehmen die Amerikaner die Stadt Weiden ein.

Buch versetzt Leser in Zeit zurück

An die tragischen, aber auch die hoffnungsvollen Momente erinnert das Buch „Sie kommen! Die letzten Kriegstage in der Oberpfalz“. Es ist eine Sammlung von Artikeln, die im Neuen Tag und in der Amberger Zeitung zum Jahrestag des Kriegsendes erschienen sind. Die erste Auflage erschien 2005, die zweite 2015. Nun, in der dritten Auflage, hat Christine Ascherl als Herausgeberin weitere Artikel und historische Fotos hinzugefügt. „Nun sind auch neue Aspekte Teil des Buches, die bisher unberücksichtigt geblieben waren, zum Beispiel Berichte von KZ-Häftlingen, wie sie die Todesmärsche erlebt haben.“, so Ascherl.

Die Artikel vermitteln ein Gefühl dafür, was für dramatischen Ereignisse sich im Frühjahr 1945 abgespielt haben. Das Buch versetzt den Leser in die Zeit der letzten Kriegstage zurück – 80 Jahre nach dem Kriegsende in Europa.

(az)

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