Vohenstrauß / Oberpfalz

Jetzt also doch Schluss: Hintergründe und Reaktionen auf das LTO-Aus

Bedröppelte Gesichter heute Vormittag am Landestheater Oberpfalz. Erst wenige Minuten vorher hat Insolvenzverwalter Dr. Harald Schwartz den 18 Mitarbeitern des LTO mitgeteilt, dass der Betrieb eingestellt wird. Von jetzt auf gleich sind alle arbeitslos. Dabei waren gestern noch alle optimistisch bei der Arbeit: Textlernen, Bühnenmalen, Proben.

Es herrscht Ratlosigkeit. Seit dem Insolvenzantrag des LTO im November zeigten sich alle Beteiligten zuversichtlich. Ein kommunaler Zweckverband sollte die Finanzierung sicherstellen. Mehrere Hunderttausend Euro kommunale Gelder pro Jahr flossen zuletzt ins LTO. Die größten Geldgeber: Der Landkreis Neustadt an der Waldnaab und die Stadt Weiden. Sie hatten zuletzt noch offene, strukturelle Fragen. Weder Neustadts Landrat Andreas Meier noch Weidens Oberbürgermeister Jens Meyer wollten sich heute gegenüber OTV äußern. In einem gemeinsamen Schreiben heißt es: Die Gründe für die Insolvenz seien von den damals Verantwortlichen, insbesondere der Geschäftsführung, nicht oder nur bruchstückhaft analysiert worden. In Zeiten angespannter Haushaltslage sei eine 1:1-Übernahme zu riskant.

Geht’s im Herbst doch weiter?

Immerhin: Im Schreiben des Landkreises Neustadt an der Waldnaab und der Stadt Weiden heißt es auch, dass bezüglich einer neuen Theaterinstitution beraten werden soll.  Mit einer gänzlich transparenten und tragfähigen Struktur – zum Beispiel durch den größeren Einbau von Laiendarsteller. Womöglich könnte es im Herbst schon losgehen.

Mitarbeiter des LTO zeigen sich den Plänen gegenüber skeptisch. Für sie stehen jetzt jedenfalls schwierige Tage an. Ihre persönliche Zukunft: völlig ungewiss. Eines ist jedenfalls klar: Die Zuschauerplätze in den Spielstätten bleiben künftig erstmal leer.

(mz)

 

Die Pressemitteilung in voller Länge:

Die Einstellung des Geschäftsbetriebs am Landestheater Oberpfalz -LTO- wurde uns durch den Insolvenzverwalter mitgeteilt. Die aktuelle Entscheidung ist bedauerlich, aber aus insolvenzrechtlichen Gründen nachvollziehbar. Sie liegt außerhalb unseres Einflussbereichs, sondern ergibt sich aus der Verantwortung des LTOs und des Insolvenzverwalters im Rahmen des Insolvenzverfahrens.

Sehr intensiv haben alle Zuschussgeber, insbesondere der Landkreis Neustadt und die Stadt Weiden in den letzten Wochen und Monaten an einer Zukunft für das insolvente LTO gearbeitet. „Als bislang und auch künftig deutlich größte Geldgeber von kommunaler Seite ist und bleibt es für uns ein ganz besonderes Anliegen, aber auch eine besondere Verantwortung, eine solide, seriöse und vor allem tragfähige Basis für eine neue Theaterinstitution zu finden“ betonen Landrat Andreas Meier und Oberbürgermeister Jens Meyer.

Das Ziel dabei ist, eine gute Grundlage für eine neue Kultureinrichtung in der nördlichen Oberpfalz zu schaffen – mit klarer Langfristperspektive, organisatorischer Neuausrichtung auf die Nachfrage der Region und einer gesicherten Finanzierung. Voraussetzung dafür ist jedoch die enge Kooperation aller Beteiligten und die Klärung offener struktureller Fragen.

Gemeinsam vor allem mit der Stadt haben hierzu sehr intensive Gespräche und Vorarbeiten wie z.B. die Erarbeitung einer Satzung für einen Zweckverband stattgefunden. Leider hat jedoch eine grundlegende und tiefgreifende Analyse der Gründe für die Insolvenz im vergangenen Jahr bislang seitens der damals Verantwortlichen, insbesondere der Geschäftsführung, nicht oder nur sehr bruchstückhaft stattgefunden. Mehrere Hunderttausend Euro Zuschüsse an öffentlichen Geldern jedes Jahr mit steigender Tendenz verpflichten uns zu besonderer Sorgfalt, gerade in Zeiten angespannter Haushaltslagen.

Für die kommunalen Zuschussgeber als organisatorisch Außenstehende war und ist es letztlich deshalb nach Abwägung aller Argumente und bekannt gewordener Tatsachen nicht vertretbar, einen „nahtlosen 1:1-Übergang“ unter Inkaufnahme aller möglicher bekannter und ggf. unbekannter Risiken auch finanzieller Art durchzuführen. „Vielmehr wollen wir ein neues LTO schaffen, auf einer bereinigten, soliden und gänzlich transparenten und tragfähigen Struktur gemeinsam mit allen Partnern auch unter deutlich stärkerer Einbindung des Laienschauspiels neu aufbauen“ stellen Oberbürgermeister Meyer und Landrat Meier heraus.

Die hierzu nötigen Schritte werden zeitnah und konsequent weiter umgesetzt. Wir bedauern die negativen Konsequenzen dieser Insolvenz für alle Beteiligten sehr. Wir machen aber auch deutlich, dass nicht die Zuschussgeber die Ursache für diese jetzige Situation gesetzt und diese letztlich zu verantworten haben.

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