Vor dem Landgericht Weiden hat am Montag ein Prozess begonnen, der bei allen Beteiligten für große Betroffenheit sorgt. Ein 23-Jähriger muss sich wegen schweren sexuellen Missbrauchs seiner minderjährigen Halbschwester verantworten. Die Taten sollen sich über mehrere Monate erstreckt haben, als beide gemeinsam mit der Mutter in einer Wohnung im Landkreis Neustadt an der Waldnaab lebten.
Zu Beginn der Verhandlung räumte der Angeklagte die sexuellen Handlungen grundsätzlich ein, stellte sie jedoch zunächst als einvernehmlich dar und schob die Initiative dem Kind zu. Der Vorsitzende Richter machte früh deutlich, dass diese Darstellung weder rechtlich relevant sei noch das Strafmaß wesentlich beeinflusse. Nach einem Rechtsgespräch zwischen Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigung änderte der Angeklagte seine Einlassung teilweise und gestand den Missbrauch in mehreren Fällen.
Laut Anklage soll es zu insgesamt rund 40 Übergriffen gekommen sein. Die Staatsanwaltschaft schilderte, dass sich die Situation für das Mädchen im Verlauf zunehmend zuspitzte und sie schließlich unter erheblichen psychischen und körperlichen Beschwerden litt.
Die Mutter sagte als Zeugin aus und schilderte vor Gericht, wie sie von den Vorwürfen erfahren habe. Sie machte deutlich, dass unabhängig von einzelnen Darstellungen allein der erwachsene Angeklagte die Verantwortung getragen habe, Grenzen zu setzen und die Taten zu verhindern. Das inzwischen zwölfjährige Mädchen wird im Prozess nicht aussagen.
Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigung verständigten sich auf einen möglichen Strafrahmen von fünf bis sechs Jahren Freiheitsstrafe. Die Plädoyers sowie die Urteilsverkündung sind für den kommenden Freitag angesetzt.
(pg)