Do., 02.06.2022 , 14:05 Uhr

Oberpfalz

44.000 Arbeitsplätze bedroht: Auswirkungen des Gas-Embargos

Gas sei kurzfristig nicht zu ersetzen und der Schaden eines Lieferstopps immens. Das ist das Fazit eines Pressegesprächs der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft.

Die Oberpfälzer Wirtschaft lehnt ein Gas-Embargo entschieden ab. „Wir tragen die Sanktionen gegen den russischen Aggressor mit. Bei einem Gas-Embargo schaden wir uns aber mehr als Russland. Wir würden uns unserer eigenen Stärke berauben – unserer industriellen Basis – und in die Rezession rutschen“, erklärt Johannes Helmberger, Vorstandsvorsitzender der Bezirksgruppe Oberpfalz der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. im Rahmen eines Pressegesprächs. So sei Erdgas in großen Teilen kurzfristig unersetzbar und Alternativen zum Pipeline-Gas wie LNG (Liquefied Natural Gas) brauchen Zeit.

Fest steht: Wenn die Gas-Importe aus Russland abrupt ausfallen, stürzen wir in eine für alle kostspielige Versorgungslücke mit teils irreparablen Schäden an Produktionsanlagen. Die Kostenexplosion am Energiemarkt würde damit noch weiter verstärkt.

Johannes Helmberger, Vorstandsvorsitzender vbw Bezirksgruppe Oberpfalz

Umsatzrückgänge von 40 Prozent befürchtet
Der Freistaat wäre zudem durch ein Gas-Embargo besonders betroffen. „Das liegt insbesondere an der hohen Industriedichte“, so Helmberger. Entsprechend drastisch wären laut einer vbw Umfrage, an der sich rund 1.100 Unternehmen mit über einer Million Beschäftigten beteiligt haben, die Auswirkungen auf die bayerische Wirtschaft bei kurzfristiger Nicht-Verfügbarkeit: 22 Prozent der Unternehmen im Freistaat müssten den Betrieb einstellen, unter den energieintensiven sogar jedes Dritte. Die Umsatzrückgänge würden sich auf 40 Prozent summieren.

6,7 Prozent der Erwerbstätigen müssten um Beruf bangen
Laut einer Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) sind bei einem Gas-Embargo rund 44.000 Arbeitsplätze in der Oberpfalz bedroht. „Das entspricht 6,7 Prozent der Erwerbstätigen. Der Verlust an Wertschöpfung würde sich auf rund drei Milliarden Euro belaufen – das entspräche einem Rückgang um etwa sieben Prozent“, erklärt Helmberger und ergänzt: „Allein in Stadt und Landkreis Regensburg fielen 15.000 Arbeitsplätze weg, damit würde sich die Zahl der Arbeitslosen verdreifachen.“ Die vbw rechnet damit, dass die indirekte Betroffenheit entlang der Wertschöpfungsketten durch abreißende Lieferketten oder fehlende Grundstoffe noch schwerer wiegt. Hinzu kommen weitere negative Effekte wie ein Anstieg der Weltmarktpreise für Energie.

„Ein Gas-Embargo wäre ein schwerer Einschnitt für die Beschäftigten, für die Gesellschaft und für unseren Standort. Wir stehen vor dem dauerhaften Verlust von industriellen Strukturen und damit von Wohlstand. Wir müssen uns so schnell wie möglich unabhängig von russischen Gaslieferungen machen. Das ist die nachhaltige Lösung“, so Helmberger abschließend.

(Bild: Symbolbild/Pixabay)

(vl)

Angst Arbeitslos Arbeitsplatz Beruf Beschäftigte Einschnitt Erwerbetätige Gas Gas-Embargo Johannes Helmberger Oberpfalz Oberpfalz TV OTV vbw Bezirksgruppe Oberpfalz

Das könnte Dich auch interessieren

28.05.2025 Es geht aufwärts! - Arbeitsmarktzahlen Mai 2025 Die Bundesagentur für Arbeit hat die Arbeitsmarktzahlen für den Mai 2025 bekanntgegeben. Die Arbeitslosenquote ist im Bezirk der Agentur für Arbeit Schwandorf im Mai gesunken. 8.841 Menschen waren arbeitslos gemeldet. Das sind 240 Personen weniger als im April. Damit sinkt die Arbeitslosenquote im Bezirk um 0,2 Prozentpunkte. Auch im Arbeitsamtsbezirk Weiden sind die Arbeitslosenzahlen rückläufig. 12.12.2025 Weihnachtsbäume spenden – wie aus einer guten Tat mehr wird Mit 12 Jahren hat Bernhard Holfelder den Weihnachtsbaumverkauf von seinem Vater übernommen, erzählt er. Anfangs habe er natürlich noch Unterstützung von den Großeltern und anderen Verwandten bekommen, schließlich musste er vormittags in die Schule, aber er hat vorgegeben, wo es langgehen soll. Somit verkauft er jetzt bereits seit 45 Jahren Christbäume. Vor rund 20 Jahren 12.12.2025 Mitsing-Abend in Weiden: Winter- und Weihnachtslieder gegen Einsamkeit Die Selbsthilfekontaktstelle Nordoberpfalz hat zu einem Mitsing-Abend mit Winter- und Weihnachtsliedern in Weiden eingeladen. Der Abend richtete sich an Menschen, die gemeinsam singen möchten. Das Motto: gemeinsam gegen Einsamkeit. Teilnehmende haben auf Deutsch und Englisch, und von traditionell bis modern gesungen. Uwe Maas und Brigitte Lindner unterstützen als sichere Stimmen. (kw/ Kamera: Erich Kummer) 12.12.2025 Grünen-Abgeordnete informiert über neues Bundesprogramm zur Sportstätten-Sanierung Die Grünen-Politikerin Tina Winklmann hat in Schwandorf über das neue Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Sportstätten“ informiert. Sie hat das in ihrer Funktion als Sprecherin für Sportpolitik und Ehrenamt der Bundesfraktion der Grünen getan. Für den aktuellen Projektaufruf im Rahmen des Sondervermögens Infrastruktur und Klimaneutralität sind 333 Millionen Euro vorgesehen. Städte, Gemeinden und Landkreise können ihre Vorhaben