Mo., 24.04.2023 , 12:05 Uhr

Flossenbürg

97-jähriger Überlebender appelliert an Menschen

Die Befreiung aus dem KZ Flossenbürg hat sich gestern zum 78. Mal gejährt. Zeitzeugen wie Politiker weisen auf die Gefahren für die Demokratie auch in unserer Zeit hin.

Es ist der Gänsehaut-Moment der Befreiungsfeier in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg. Dr. Leon Weintraub ist 97 Jahre alt, war mehrere Wochen im KZ inhaftiert, hat die Gräueltaten der Nazis überlebt – und spricht jetzt zu den Menschen. Seine Botschaft: Trotz seiner Erfahrungen und Erlebnisse glaubt er an die Menschen. Denn als Frauenarzt weiß er:

Kinder kommen ohne Vorurteile und ohne Anschauungen auf die Welt. Das wird ihnen erst von außen mitgegeben. Das ist aber auch unsere Chance, dass diese Kinder Menschen bleiben.

Dr. Leon Weintraub (Überlebender KZ Flossenbürg)

Noch immer neigen manche Menschen zu demokratiefeindlichen Anschauungen. Auch in Bayern. Die Bayerische Informationsstelle gegen Rechtsextremismus listet fünf rechtsextreme Parteien in Bayern auf. Dazu gehören beispielsweise die NDP und Der Dritte Weg, aber auch die Junge Alternative – die Jugendgruppe der AfD. Sie zählt in Bayern etwa 100 Anhänger.

Joachim Herrmann betont daher, dass Gedenkfeiern wie diese auch kein bloßes Ritual seien. Gerade in Zeiten des Ukraine-Kriegs sei deutlich geworden, wie fragil der Frieden auch in der Gegenwart sei. Das unterstreicht der Leiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg.

Frieden braucht weniger Kraft als Krieg
Dass Menschen überhaupt die Erde in 195 Länder und mehr als 1.300 ethnische Gruppen aufteilen, kann Dr. Leon Weintraub nicht verstehen.

Die Erde ist ein Stäubchen im Weltall. Wieso teilen wir die Menschen in Tausende Gruppen ein, die sich bekämpfen? Es bräuchte viel weniger Kraft, in Frieden zu leben.

Dr. Leon Weintraub (Überlebender KZ Flossenbürg)

Sieben Überlebende waren dabei, darunter Herzog Max in Bayern – ein Urenkel des letzten Bayerischen Königs. Es sei nicht leicht, diesen Ort zu besuchen, sagt Dr. Leon Weintraub. Jedes Mal fühle er sich für ein paar Sekunden wieder als Häftling Nummer 82.707. Aber die Treffen seien für ihn auch wie ein Familienbesuch.

Der Sieg über die Nazis ist 78 Jahre her. Und dabei soll es bleiben.

(mz)

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