Zum ersten Mal konnte am Klinikum St. Marien in Amberg ein sogenannter Bifurkations-Stent eingesetzt werden. Dr. Hans Wahn ist es damit gelungen, das Spektrum der interventionellen Bronchoskopie am Klinikum noch einmal maßgeblich zu erweitern.
Patienten ein Stück Lebenszeit und besonders Lebensqualität zu geben, ist das Ziel von sogenannten Atemwegs-Stents, von denen Bifurkations-Stents eine besondere Variante darstellen. Sie heißen so aufgrund ihres Y-förmigen Aufbaus und werden meist bei Patienten mit Tumorerkrankungen der zentralen Atemwege implantiert. Erstmals wurde jetzt am Klinikum St. Marien Amberg ein solcher Y-Stent erfolgreich eingesetzt.
„Tumore können infolge ihres Wachstums die Atemwege verschließen. Bei den betroffenen Patienten besteht dann akute Erstickungsgefahr. Oder aber es handelt sich um eine Erkrankung, die die Atemwege zerstört und sich dadurch Fisteln ausbilden, also Kanäle, die vorher nicht da waren und eine Verbindung zwischen zwei Hohlorganen bilden können“, erklärt Dr. Hans Wahn, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin IV am Klinikum Amberg. „In unserem speziellen Fall handelte es sich um eine Fistel zwischen der Speiseröhre und dem Hauptbronchus der linken Lunge.“ Besteht diese Verbindung, so kann mit entsprechenden Folgen Nahrungsbrei von der Speiseröhre in den linken Bronchus gelangen. An dieser Stelle kommt der Y-Stent zum Einsatz. „Im Grunde können Stents die Atemwege von innen schienen, sind sie auch noch ummantelt dann können sie zusätzlich solche gefährlichen Stellen abdichten. Ein sogenannter Bifurkations-Stent ist nötig, wenn sich eine solche Stelle an der Gabelung der Luftröhre in die beiden Hauptbronchien der linken und rechten Lunge bildet.“
Durchgeführt wird der Eingriff in Vollnarkose mit Hilfe eines starren Bronchoskopes. Der Patient bekommt davon nichts mit. Patienten verspüren sehr schnell nach dem Eingriff eine deutliche Verbesserung ihrer Beschwerden. Im aktuellen Fall dauerte der Aufenthalt im Klinikum nach der Implantation noch drei Tage. „Leider können wir durch diesen Eingriff nicht die Ursprungserkrankung heilen, aber dennoch stellt er für Betroffene eine große Erleichterung dar und lindert meist sogar lebensbedrohliche Symptome.“
Die Implantation eines solchen Stents erfordert nicht nur die Erfahrung des interventionellen Bronchoskopikers, sondern auch eine hervorragende Zusammenarbeit mit dem Endoskopieteam, der Anästhesie und in diesem speziellen Fall auch der Gastroenterologie des Klinikums. Diese hatte in einer weiteren Behandlung – ebenfalls mit einem Stent – auch die Mündung der Fistel in der Speiseröhre verschlossen.
Ich freue mich sehr, dass wir hier am Klinikum Amberg diese Methode etablieren und damit unser Spektrum in der interventionellen Bronchoskopie noch einmal maßgeblich erweitern konnten. Dieses umfasst nun neben thermischen Verfahren zur Tumorabtragung (Kryotherapie, Argon-Plasma-Beamer-Therapie) auch den endobronchialen Ultraschall und ist mit Angeboten an Universitätskliniken gleichzusetzen.
Dr. Hans Wahn, Chefarzt Klinik für Innere Medizin IV
Beim endobronchialen Ultraschall handelt es sich um eine Technik, die Bronchoskopie und Sonographie kombiniert und mit der ultraschallgesteuert infolge eines Lungenkrebses vergrößerte Lymphknoten im mittleren Brustraum (EBUS/TBNA) oder sonst nicht erreichbare Tumore in der Lungenperipherie mit einer Minisonde biopsiert werden können.
(Bildquelle: Klinikum/Dietl)
(vl)