Di., 30.06.2020 , 12:45 Uhr

Amberg-Sulzbach: Intermodales Verkehrskonzept - Bürger sollen einbezogen werden

Ein intermodales Verkehrskonzept soll die Zukunft der Mobilität im Amberg-Sulzbacher Land formen. Dafür sollen auch die Bürger miteinbezogen werden. Denn im Gegensatz zu Großstädten sind die Menschen im Landkreis oftmals noch auf einen eigenen PKW angewiesen, um von A nach B zu kommen. In Zukunft könnte die Mobilität im Amberg-Sulzbacher Land viel mehr auf die Vernetzung verschiedener Verkehrsmittel umgestellt und eine nachhaltige Verkehrswende zu Gunsten ökonomischer, ökologischer und sozialer Faktoren fokussiert werden.

Das intermodale Verkehrskonzeptes wird vom Regionalmanagement des Landkreises Amberg-Sulzbach unter Leitung von Katharina Schenk gemeinsam mit der Stadt Amberg und dem Fachbüro Mobilitätswerk GmbH aus Dresden entwickelt. Landrat Richard Reisinger und Katharina Schenk beantworten wichtige Fragen dazu:

Herr Landrat, wie sieht für Sie die optimale Fortbewegung im Landkreis in naher Zukunft aus?

Landrat Richard Reisinger: Ich bin davon überzeugt, dass wir uns künftig mithilfe verschiedener Verkehrsmittel, die intelligent miteinander vernetzt sind, fortbewegen werden. Die Mobilität der Zukunft wird sich im Landkreis dann nicht mehr hauptsächlich nur auf den Privat-PKW konzentrieren, sondern beispielsweise ein Mix aus Fahrrad, Bus und Carsharing sein.

Mobilität ist die Voraussetzung dafür, dass ein Landkreis prosperiert. Ist das mit dem Metathema Klimaschutz überhaupt vereinbar?

Landrat Richard Reisinger: Wir werden die ökologischen und die ökonomischen Ansprüche besser miteinander vereinbaren, damit daraus ein nachhaltiger Nutzen auf mehreren Ebenen entsteht. Das ist unser erklärtes Ziel hinsichtlich eines modernen Mobilitätskonzeptes, das wir im Übrigen auch schon im Leitbild „Deine Zukunft 2030 für den Landkreis Amberg-Sulzbach“ klar definiert haben. Ich bin aber auch realistisch genug zu wissen, dass in vielen kleinen Orten und Ortsteilen unseres ländlichen Raums ein Auto einfach notwendig ist. Mit welchem Antrieb es fährt und wie viele Personen drinsitzen, ist wiederum eine andere Frage.

Frau Schenk, bei Ihnen laufen die Fäden für die Entwicklung des Mobilitätskonzeptes zusammen. Vor welchen Herausforderungen stehen die Verkehrsteilnehmer denn auf Ihren täglichen Fahrten durch das Amberg-Sulzbacher Land?

Katharina Schenk: Das wollen wir in der derzeit laufenden Online-Umfrage herausfinden. Hier können Bürgerinnen und Bürger ihre Meinung einbringen. Herausforderungen könnten zum Beispiel der fehlende Zubringer zum Zug, eine zu geringe Bushaltestellendichte oder die noch verbesserungswürdige Verkehrssicherheit für Fußgänger und Radfahrer sein, da es zu wenig vernetzte Wege gibt.

Flächenfraß ist in Bayern ein großes Thema. Reicht die bestehende Infrastruktur aus bzw. wie kann eine Infrastruktureffizienz im Landkreis erreicht werden?

Katharina Schenk: Zentrales Ziel für uns ist es, nachhaltige Mobilitätslösungen zu entwickeln, das heißt wir möchten den Fokus einerseits auf die Verbesserung bereits bestehender Infrastrukturangebote legen und andererseits alternative sowie umweltfreundliche Mobilitätsangebote wie Anruf-Dienste, Sharing-Modelle, Mitfahrgelegenheiten etablieren.

Der Bus- und Bahnverkehr ist bereits gut ausgebaut. Sehen Sie hier noch Optimierungsbedarf?

Katharina Schenk: Möglicherweise gibt es hier Verbesserungswünsche bezüglich der bereits bestehenden Taktzeiten, der Fahrtdauer oder der Ticketpreise. Auch diese Kriterien sollen im Mobilitätskonzept Berücksichtigung finden.

Viele Menschen schätzen es, flexibel zu sein, beispielsweise nach der Arbeit kurz noch zum Einkaufen fahren zu können. Wie kann diese Flexibilität in einem modernen Mobilitätskonzept gewährleistet werden?

Katharina Schenk: Das kann gerade die Stärke eines intermodalen Mobilitätskonzeptes sein. Intermodal bedeutet, dass auf einer Wegstrecke unterschiedliche Verkehrsmittel zum Einsatz kommen. Im konkreten Beispiel könnte man mit dem Zug oder Bus zur Arbeitsstelle fahren und für den anschließenden Einkauf vor dem Nachhauseweg das Angebot eines öffentlichen (E-)Fahrradverleihsystems nutzen, das wiederum online buchbar ist. Digitale Informationen zur Verfügbarkeit des örtlichen Mobilitätsangebots spielen hier ebenfalls eine wichtige Rolle. Um aber ein modernes, nachhaltiges und bedarfsgerechtes Mobilitätskonzept für den Landkreis Amberg-Sulzbach und die Stadt Amberg zu realisieren, sind wir zunächst vor allem auf eine hohe Bürgerbeteiligung an unserer Online-Umfrage angewiesen.

Was wird dabei abgefragt und wie ist die Beteiligung bis dato?

Katharina Schenk: Wir laden Bürgerinnen und Bürger des Landkreises sowie der Stadt Amberg dazu ein, ihre persönlichen Alltagswege unter Angabe ihres gewünschten Verkehrsmittels einzuzeichnen und Vorschläge für bedarfsgerechte Erweiterungen oder neue Mobilitätsangebote einzubringen. Im Zuge dessen fragen wir ab, ob die Menschen in der Region zum Beispiel nachhaltige Beförderungsmöglichkeiten wie Anruf-Dienste, Mitfahrgelegenheiten oder (E-)Fahrradverleihsysteme nutzen würden. Die bisherige Beteiligung an der Umfrage zeigt, dass das Thema auf großes Interesse stößt. Gleichwohl dürfen sich gerne noch mehr Bürgerinnen und Bürger beteiligen. Die erhobenen Daten sind natürlich anonym und werden ausschließlich zu Projektzwecken weiterverarbeitet. Bringen Sie also Ihre Meinung und Ihr lokales Wissen ein und helfen Sie aktiv mit, die Mobilität in Ihrer Region zu verbessern!

 

Um sich einen Überblick über die derzeitigen Personenverkehrsströme des Öffentlichen Personennahverkehrs und des Individualverkehrs zu verschaffen, gehen die Regionalmanager in drei Schritten vor.

  1. Zunächst wurden die Kommunen im Landkreis und die Stadt Amberg um eine Bestandsaufnahme ihrer bestehenden Verkehrskonzepte und -initiativen gebeten. Diese Ergebnisse liegen bereits vor.
  2. Aktuell werden die Bürgerinnen und Bürger zur aktiven Teilnahme eingeladen. Per Online-Umfrage können sie Anregungen, Wünsche und Kritikpunkte loswerden. Die interaktive Umfrage ist unter dem Link www.amberg-sulzbach.de/mobilitaet noch bis 8. Juli freigeschaltet.
  3. Diese Ergebnisse werden in Bürgerforen, die voraussichtlich digital stattfinden, ausgewertet und vertieft. Daraus hervorgehen sollen konkrete Vorschläge für die Umsetzung. Der für dieses Projekt ins Leben gerufene Runde Tisch Mobilität wird die Entwicklung des Konzeptes begleitend unterstützen.

(Bildquelle: Martina Beierl)

(vl)

 

Amberg Amberg-Sulzbach Amberg-Sulzbacher Land Anregungen Auto Bahn Bürger Bus Fachbüro Mobilitätswerk GmbH Flexibilität Intermodales Verkehrskonzept Katharina Schenk Klima Landrat Richard Reisinger Mobilität Oberpfalz Oberpfalz TV OTV Regionalmanagement Verkehrswende

Das könnte Dich auch interessieren

19.09.2025 Verleihung des Weißen Engels – Auszeichnung für stille Helfer mit großem Herz 10 „Weiße Engel“ geehrt. Bayerns Gesundheits- und Pflegeministerin Judith Gerlach hat in Regensburg den „Weißen Engel“ an zehn besonders engagierte Bürger aus der Oberpfalz verliehen. Mit dieser Auszeichnung ehrt der Freistaat Menschen, die sich ehrenamtlich in den Bereichen Gesundheit, Pflege und Prävention engagieren, beispielsweise in der Demenzbetreuung, der Hospizbegleitung oder bei der Unterstützung von Angehörigen. 03.07.2025 VR-Bank Amberg Sulzbach stellt Bilanz 2024 vor Gute Bilanz bei der VR-Bank Amberg-Sulzbach. Im Rahmen einer Vertreterversammlung im Amberger Congresscentrum hat die Vorstandschaft die Zahlen für das Jahr 2024 vorgestellt. 1,56 Milliarden Euro verwaltete die Bank im vergangenen Jahr. Besonders hoch war dabei die Nachfrage nach Finanzierungen, etwa für Sanierungsarbeiten. 143.000 Euro konnte die VR-Bank Amberg-Sulzbach im Jahr 2024 spenden. Zum Abschluss 06.06.2025 Neues Dienstgebäude für Katastrophenschutz Neue Zentrale für den Katastophenschutz im Landkreis Amberg- Sulzbach. Das Gebäude wird zukünftig als Koordinationszentrale im Katastrophenfall dienen. Es beherbergt die Sachgebiete Informations und Kommunikatonstechnik sowie die Führungsgruppe des Katastrophenschutzes. Die Dienststelle  bietet 600 Quadratmeter Nutzfläche  und ist unter anderem mit einem Notstromagregat ausgestattet. Die Baukosten beliefen sich auf rund 7,3 Millionen Euro mit einer 04.06.2025 Speed-Dating zur Berufsorientierung Über 100 Schülerinnen und Schüler aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach hatten jetzt Gelegenheit Unternehmen aus der Region kennenzulernen und vielleicht schon ihren künftigen Arbeitgeber zu treffen. Das Regionalmanagement und die Wirtschaftsförderung des Landkreises hatten zum Speed-Dating ins Landratsamt Amberg-Sulzbach eingeladen. 28 Unternehmen präsentierten den Schülern der 8. Klassen aus verschiedenen Mittelschulen ihre Ausbildungsangebote. Man gehe mit