Fr, 14.08.2020 , 09:32 Uhr

Bayern: Drei-Stufen-Hygieneplan für Kitas - Kinder mit Schnupfen können in die Kita

Ab 1. September dürfen Kinder mit leichtem Schnupfen, aber ohne Fieber wieder in die Kita. Das hat Familienministerin Carolina Trautner bekannt gegeben. Sie hat einen aktualisierten Rahmen-Hygieneplan vorgestellt.

Mit Beginn des neuen Kindergartenjahres zum 1. September 2020 dürfen Kinder mit milden Krankheitszeichen wie Schnupfen ohne Fieber oder gelegentlichem Husten in die Kindertageseinrichtung (Kita) gehen, solange die Zahl der Corona-Infektionen einen bestimmten Wert nicht überschreitet. Kinder mit Fieber, starkem Husten, Hals- oder Ohrenschmerzen, Bauchschmerzen, Erbrechen oder Durchfall müssen hingegen zu Hause bleiben. Darauf haben sich das Bayerische Gesundheitsministerium und das Bayerische Familienministerium verständigt. Grundlage dafür sind Leitlinien, die Ärzte sowie Infektionsschutzexperten unter Leitung des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) entwickelt haben und die in den aktualisierten „Rahmen-Hygieneplan Corona für die Kindertagesbetreuung und Heilpädagogische Tagesstätten“ eingeflossen sind.

Die Betretungsverbote während der Hochphase der Corona-Pandemie haben die Eltern und Kinder vor große organisatorische Herausforderungen gestellt. Die vergangenen Wochen haben uns ganz deutlich vor Augen geführt, wie wichtig Kitas für die frühe Bildung der Kinder sind. Das pädagogische Personal leistet hier hervorragende Arbeit. Viele Familien wissen dies nun umso mehr zu schätzen. Denn die Kitas unterstützen die Familien auch bei der Vereinbarkeit von Erwerbs- und Familienleben. Das derzeitige Infektionsgeschehen lässt es nun zu, allen Familien zum Start des neuen Kitajahres wieder einen strukturierten und planbaren Alltag zu ermöglichen.

Carolina Trautner, Bayerische Familienministerin

Drei-Stufen-Plan für Kitas
Dafür hat das Expertenteam einen Drei-Stufen-Plan entworfen, der für Kitas, Eltern und Kinder klare Regeln schafft. „Unser Drei-Stufen-Plan sorgt dafür, dass Betretungsverbote künftig möglichst vermieden werden können oder nur lokal greifen müssen. Wichtig ist hierbei aber auch die Verantwortung der Eltern, mit einem rücksichtsvollen Umgang auch die Erzieherinnen und Erzieher in den Kitas zu schützen“, so Trautner.
Der Plan sieht je nach Infektionslage in einem Landkreis oder in einer Stadt unterschiedliche Maßnahmen in den Kindertageseinrichtungen vor. Die Stufen sollen sich dabei nach dem in Bayern geltenden Corona-Warnsystem richten, die konkrete Entscheidung obliegt aber dem zuständigen Gesundheitsamt. Somit gilt Stufe eins zum Beispiel bei weniger als 35 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner (7-Tages-Inzidenz); Stufe zwei greift bei 35 bis 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner; liegt der Inzidenzwert über 50, ist Stufe drei erreicht.

Dem Konzept zufolge dürfen Kinder mit leichten Erkältungssymptomen ohne Fieber und ohne Kontakt zu Corona-Infizierten in den Stufen eins und zwei weiterhin ihre Kindertagesstätte besuchen. In Stufe drei ist dies nur möglich, wenn ein negativer Corona-Test (PCR-Test) vorgelegt wird. Darüber hinaus sieht das Konzept zum Beispiel abgestufte Regelungen für die Einteilung von Gruppen vor. Kinder bis sechs Jahre müssen keine Maske tragen. Bei Erreichen der Stufen zwei und drei ist eine Mund-Nasen-Bedeckung für das Kita-Personal notwendig.

Lokale Schließungen dennoch möglich
In vom Corona-Virus stark betroffenen Gebieten bleibt eine teilweise Schließung der Einrichtung grundsätzlich möglich. Trautner bekräftigte aber: „Eine lokale Schließung von Einrichtungen kommt nur als letzte Möglichkeit in Betracht. Wir wissen, wie wichtig die Betreuung für erwerbstätige Eltern ist. Und Kinder brauchen andere Kinder für eine gesunde Entwicklung. Das liegt mir sehr am Herzen.“

Der „Rahmen-Hygieneplan Corona für die Kindertagesbetreuung und Heilpädagogische Tagesstätten“ ist hier in der ab 1. September gültigen Fassung abrufbar.

„Schnupfnasen sind kein Grund, ein Kind heimzuschicken“
Auch die familienpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Doris Rauscher ist dieser Meinung: Schnupfnasen seien kein Grund, ein Kind heimzuschicken.

Kleinkinder sind laut mehrerer wissenschaftlichen Studien keine Treiber von Corona-Infektionen. Dies unterstreicht auch eine aktuelle Anfrage von Doris Rauscher. In Bayern wurden zwischen Mitte März und Juli 2020 insgesamt nur 68 Kitas aufgrund einer COVID19-Infektion geschlossen. Insgesamt haben 330.000 Kinder (56 Prozent) eine Notbetreuung bis Ende Juni besucht. Dort wurden lediglich 21 Kinder mit Bezug auf die Notbetreuung wurden positiv gestestet. Für Rauscher ist das ein wichtiges Indiz, um die Schließung von Schulen und Kitas nur noch in äußersten Ausnahmesituationen zu fordern.

Kinder haben ein Recht auf Bildung – auch in der Krise. Dies muss in einer Risikoabwägung stärker als bisher berücksichtigt werden. Der erste Schritt bei steigenden Infektionszahlen darf nicht wieder die reflexhafte Schließung von Einrichtungen sein! Das ist unverhältnismäßig, die negativen sozialen und psychischen Auswirkungen auf Kinder dürfen nicht übersehen werden. Und zudem ist eine Schnupfennase oftmals nur ein Zeichen, dass das kindliche Immunsystem funktioniert und kein Grund, das Kind wieder heimzuschicken.

Doris Rauscher, familienpolitische Sprecherin SPD-Landtagsfraktion

Rauscher freut sich, dass die Staatsregierung im Fall einer zweiten Welle einen regional differenzierten Stufenplan anwenden will und damit eine SPD-Forderung aufgreift. „Mir ist es jedoch ganz wichtig, dass auch bei einer starken Infektionsentwicklung Kitas nicht wieder komplett geschlossen werden“, erklärt Rauscher. Die vergangenen Monate hätten bewiesen, wie wichtig Bildung, der Kontakt zu Gleichaltrigen sowie das Miteinander in der Kita und Schule für die Kleinsten seien. „Dieses Lebenselixier darf unseren Kindern nicht wieder entzogen werden. Kinder sind keine Virenschleudern!“, so die SPD-Sozialpolitikerin

(vl)

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