Mo., 17.06.2024 , 14:02 Uhr

Schwandorf

CSD-Teilnehmer fordern Gleichberechtigung für queere Menschen

Für mehr Sichtbarkeit und Akzeptanz in der Gesellschaft: Beim Christopher Street Day sind in Schwandorf rund 100 Menschen auf die Straße gegangen, um für die Rechte von queeren Menschen zu demonstrieren.

Ein Rekordhoch an Straftaten gegen queere Menschen wurde 2023 erfasst, so Zahlen des Bundesinnenministeriums. Mit mehr als 2300 Straftaten waren es mehr als doppelt so viele wie im Jahr davor. Straftaten, die sich zum Beispiel gegen schwule, lesbische oder transsexuelle Menschen gerichtet haben. Trotzdem – oder genau deswegen – wollen queere Menschen weiterhin sichtbar bleiben und für ihre Rechte kämpfen. So auch am Wochenende beim Christopher Street Day in Schwandorf.

„Immer noch Diskriminierung in Deutschland“

Vanessa ist 22 Jahre alt und ist bisexuell. Sie ist extra aus Kelheim nach Schwandorf gekommen, um beim Christopher Street Day, kurz CSD, Flagge zu zeigen. „Die Leute sagen ja immer noch, dass Menschen in Deutschland nicht diskriminiert werden und das ist Blödsinn.“, erklärt sie. „Es gibt immer noch queerfeindliche Übergriffe, zum Beispiel vor zwei Jahren auf den Transmann Malte. Und auch ich persönlich habe schon erlebt, dass Menschen so getan haben, als würden sie mich anspucken.“

Für Sichtbarkeit der queeren Gemeinschaft

Wegen solcher Erfahrungen gehen beim Christopher Street Day Menschen auf die Straße – um für die Rechte von schwulen, lesbischen, bisexuellen, transsexuellen und intergeschlechtlichen Menschen einzutreten. In Schwandorf versammelten sich rund 100 Teilnehmer am Marktplatz. „Unser Ziel ist es für Sichtbarkeit zu sorgen und für unsere Anliegen einzutreten.“, erklärt Phillip Pietsch vom Verein Kunterbunt Amberg, der den CSD organisiert hat. „Wir leben in einer Zeit, in der Rechtsextreme sehr hohe Prozente bei den Wahlen holen und die Rechte der queeren Community wieder angegriffen werden.“

Gesetzliche Gleichberechtigung gefordert

Die Straftaten gegen queere Menschen steigen seit Jahren kontinuierlich an, wie die Kriminalitätsstatistik in Deutschland zeigt. Und auch auf gesetzlicher Ebene fühlen sich queere Menschen noch nicht vollständig gleichberechtigt. Ein Beispiel: das Thema Abstammungsrecht. Wenn zum Beispiel ein homosexuelles Paar ein Kinder bekommt, muss immer ein Elternteil das Baby als Stiefkind adoptieren. „Das ist ein langwieriger und diskriminierender Prozess. Betroffene müssen beim Jugendamt vorsprechen, brauchen einen Notar, müssen dutzende Dokumente ausfüllen. Nur um am Ende sagen zu dürfen, das ist mein Kind.“, kritisiert Pietsch.

Reform aktuell im Bundestag in Arbeit

Eine Reform des Abstammungsrechts ist momentan im Bundestag in Arbeit, wie Bundestagsabgeordnete Tina Winklmann von den Grünen vor Ort erklärte. Bereits beschlossen ist das neue Selbstbestimmungsgesetz, das unter anderem die Grünen voran getrieben haben. Dieses Gesetz erlaubt es Menschen nun, einfacher ihren Namen und ihren Geschlechtseintrag im Standesamt ändern zu lassen. Ein historischer Schritt, wie Phillip Pietsch beim CSD hervorhob. Doch die queeren Menschen werden auch weiterhin auf die Straße gehen – um die erreichten Erfolge zu bewahren und für mehr Gleichberechtigung zu kämpfen.

(az)

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