Mo, 05.09.2022 , 10:53 Uhr

Amberg

Der Todestag von Klaus-Peter Beer und die rechte Szene in Amberg

Am Mittwoch jährt sich der Todestag von Klaus-Peter Beer zum 27. Mal. Eine neue Broschüre erinnert an das Opfer rechter Gewalt in Amberg – und zeichnet die rechte Szene in Amberg nach.

Fast 70 Seiten ist sie dicht die Broschüre des Bündnisses gegen das Vergessen. Es erinnert an den Mordfall Klaus-Peter Beer, der sich am Mittwoch zum 27. Mal jährt. Klaus-Peter Beer ist von zwei Neonazis in Amberg zusammengeschlagen und bewusstlos in die Vils geworfen worden – weil er schwul war. Schwulsein. Das hat nicht in das Weltbild zweier Neonazis in Amberg gepasst.

1997 sind die beiden Täter zu einer Gefängnisstrafe zwischen acht und zwölf Jahren verurteilt worden. Zum Tatzeitpunkt waren sie zwischen 18 und 21 Jahre alt. Ein Gedenkstein am Vilssteig erinnert inzwischen an den Mord.

Rechtsextremismus und Homophonie noch immer ein Thema

Aufklärung sei wichtig – wie ein Blick in die Kriminalstatistik aus dem Vorjahr belegt: Sie führt 870 Straftaten aufgrund der sexuellen Orientierung der Opfer auf, darunter 164 Gewaltdelikte. Bayernweit kam es zu 1750 rechtsextremistisch motivierten Straf- oder Gewalttaten. Deutschlandweit 55 pro Tag! Und in Amberg? Die Neonaziszene in Amberg hat sich immer wieder verändert. Rechtsrockbands wie der Südsturm sind inzwischen verboten.

All das sind Themen in der Broschüre. In dieser wird auch das tragische Leben von Klaus-Peter Beer nachgezeichnet. Denn die Homosexualität hat Beer nicht nur in den Tod gestürzt, sondern auch ins Gefühlschaos. Er ist 1946 geboren, als Homosexualität noch eine Straftat war. Und er war streng katholisch. Die Zerrissenheit seiner Seele wird in seinen Tagebüchern deutlich.

„Ich kann es nicht. Ich kann nicht glauben, dass ich nicht normal bin. Ich kann mich einfach nicht in Mädchen verlieben. Ja, ich finde Männer einfach schöner und das ist nicht normal. Wie ich mich schäme dafür.“
Aus dem Tagebuch von Klaus-Peter Beer 1962
Quelle: Hessischer Rundfunk

Heute soll sich keiner mehr für seine sexuelle Orientierung schämen. Dazu soll auch die Broschüre beitragen.
(mz)

Amberg Gewalt Klaus Peter Beer Oberpfalz Oberpfalz TV Opfer OTV Rechte Szene Rechts Todestag

Das könnte Dich auch interessieren

05.02.2024 5000 Menschen bei Demo gegen Rechtsextremismus und AfD „Ganz Amberg stoppt die AfD!“ Die Sprechchöre sind in Amberg am Sonntagnachmittag in der gesamten Altstadt zu hören. Banner, Plakate und Kostüme verleihen Nachdruck – und die gewaltige Menge an Menschen, die sich durch die Gassen der Innenstadt zwängt, sowieso. Rund 5000 Menschen machen deutlich: es ist eine der größten Amberger Demos der letzten Jahrzehnte. 20.11.2023 Amberg zentraler Ausrichter des Volkstrauertages in der Oberpfalz „Wer hätte gedacht, dass wir in unserer Zeit mit den Schrecken eines Krieges in Europa konfrontiert werden“, so Ambergs Oberbürgermeister Michael Cerny. Am Vorabend des Volkstrauertages versammelten sich Bürger, Bundeswehr, Polizei und Verbände am Amberger Marktplatz vor dem Kriegerdenkmal, um gemeinsam der Opfer von Kriegen und Konflikten zu gedenken. Frieden, das wünschen sich viele Kriegsgeflüchtete. 23.10.2023 Solidarität für Israel Der Rabbiner der Stadt Amberg, Elias Dray, ruft auf – zu einem Zeichen der Solidarität vor dem Amberger Rathaus. Vor rund zwei Wochen begann mit einem Terrorangriff der Hamas der Krieg in Israel. Mehr als 1000 getötete Zivilisten, und nochmal so viele Vermisste – die jüdische Gemeinde steht seitdem unter Schock: auch hier in Deutschland. 08.09.2023 Todestag: Mahnwache für Klaus-Peter Beer in Amberg Eine unfassbare Geschichte über eine rechtsextreme Tat. Vor genau 28 Jahren wurde Klaus-Peter Beer von zwei Neonazis bewusstlos geschlagen und hier in Amberg in die Vils geworfen. Grund der Tat: Klaus-Peters Einstellung zur Liebe, er war homosexuell. Damit diese Tat rechter Gewalt nicht in Vergessenheit gerät hat sich die Organisation „Bündnis gegen das Vergessen“ gegründet.