Fr, 05.11.2021 , 16:10 Uhr

Amberg

Die Geschichte der Seuchen und Epidemien in Amberg

Seit beinahe zwei Jahren wird Amberg von der Corona-Pandemie heimgesucht. Seuchen, Pest und Cholera haben die Stadt die gesamte Geschichte über begleitet. Wir haben uns auf Geschichtsforschung begeben.

Das Gnadenbild steht mit einem der finstersten Kapitel von Amberg in Verbindung. Es wurde während einer Pestepidemie 1634 auf den Mariahilfberg in Amberg gebracht und blieb bei einem Brand in der Kapelle unversehrt. Heute hängt es über dem Altar der Maria-Hilfberg-Wallfahrtskirche. 856 Todesopfer waren während des Pestausbruchs zu beklagen, darunter die Mehrheit der Stadträte, der Bürgermeister Zeiler sowie 18 der 28 in Amberg ansässigen Jesuiten. Das Beispiel zeigt, dass Seuchen und Epidemien die Stadt nicht erst seit der Coronapandemie geprägt haben.

Die Coronapandemie forderte in Amberg bislang 33 Menschenleben. Ohne Maßnahmen wie Lockdowns, Maskenpflicht und Hygieneregeln wäre die Zahl der Opfer höchst wahrscheinlich viel höher ausgefallen. Immer wieder haben Seuchen Ambergs Bevölkerung dezimiert. Der berühmte Schwarze Tod Mitte des 14. Jahrhunderts – die größte Pestwelle Europas – hat Amberg um ein Viertel seiner Einwohner gebracht. Noch schlimmer war die Epidemie 1713 – als sogar die Hälfte der Bevölkerung starb!

Seuchen früherer Jahrhunderte trafen die Menschen noch härter als Corona heute bislang. Immer wieder waren die Menschen von Hunger, Wetterkatastrophen und Kriegen geplagt – ihr Immunsystem daher schwach. Medizinische Kenntnisse über Seuchen lagen zudem noch nicht vor. In weiten Teilen Deutschlands wurden daher Schuldige gesucht – also Juden verfolgt oder vermeintliche Hexen verbrannt. Dies ließe sich für Amberg so nicht bestätigen, so Dr. Andreas Erb, Leiter des Stadtarchivs Amberg.

Heute ist die Wissenschaft in der Coronapandemie ein wichtiger Ratgeber. Infizierte Menschen isolieren, Zusammenkünfte vermeiden, Hygiene walten lassen – das ist der Weg durch die aktuelle Seuche. Ansätze dafür ließen sich aber auch schon früher finden – wie etwa aus der Notverordnung der Stadt Amberg während der Epidemie 1586 hervorgeht.

Auch Schulschließungen sind keine Neuerung in der Coronapandemie. Während der Spanischen Grippe 1914, die in Amberg 44 Todesopfer forderte, wurde für zwei Wochen eine Schulschließung erwirkt. Die Seuchen Ambergs weisen also viele Parallelen, aber auch einige Unterschiede auf.

(mz)

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