So., 12.12.2021 , 09:00 Uhr

Schwandorf

Die Vergessenen der Corona-Pandemie: Menschen mit Behinderungen

Während des Lockdowns waren behinderte Menschen in Wohnheimen etwa fünf Monate von der Außenwelt isoliert. Sie sind die Vergessenen der Coronakrise.

Bei der Lebenshilfe in Schwandorf bereiten sich die Bewohner gemeinsam mit ihren Betreuern auf die Weihnachtszeit vor. Rainer Matke spielt ein typisches Weihnachtslied auf seiner Veeh Harfe. Er ist einer der etwa 100 Bewohner der Lebenshilfe. In den Wohnheimen leben Menschen mit Behinderungen. Es ist ihr Zuhause. In den vergangenen zwei Jahren hat die Corona-Pandemie das Leben der Bewohner aber durcheinandergebracht.

Zu Beginn der Pandemie waren die Bewohner von der Außenwelt isoliert. Fünf Monate lang durften keine Besucher in die Wohnheime. Die Bewohner durften nicht zur Arbeit gehen. Nichtmal Therapeuten durften rein. Der gewohnte Tagesablauf wurde auf den Kopf gestellt. Dabei ist Routine für sie sehr wichtig. Statt Ausflügen stehen jetzt reihenweise Tests an. Vor der Arbeit muss jeden Tag Fieber gemessen werden und ungeimpfte Bewohner müssen sich täglich testen. Heilerziehungspflegerin Anna-Lena Schuller erklärt, dass die Ungewissheit und die vielen Auflagen sehr belastend für die Bewohner sind.

Das größte Problem sei die Gesetzesregelung, erklärt Wohnbereichsleiterin Maria Bräu.

Wir haben die gleiche Gesetzesvorgabe wie Pflegeeinrichtungen oder Altersheime. Obwohl wir ein Behindertenwohnheim in der Eingliederungshilfe sind. Unsere Bewohner gehen in die Werkstatt – außer sie sind schon in der Rente. Und sie sollen dann eben auch ein selbstständiges Leben führen. Man spricht ja von Teilhabe am Leben, Teilhabe an der Arbeit, Inklusion. Sie gehen ja auch selbstständig zum einkaufen, sie gehen selbstständig zum Sport. Sie möchten auch am Leben teilnehmen.

Maria Bräu, Wohnbereichsleiterin

Am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Das versuchen die Betreuer den Bewohnern so gut es geht im Wohnheim zu ermöglichen. Jetzt zur Weihnachtszeit wird gemeinsam der Baum geschmückt. Andere Bewohner backen Plätzchen. Etwas Weihnachtsstimmung soll aufkommen – auch wenn das in diesem Jahr durch Corona schwerfällt. Der geplante Adventsmarkt musste zum Beispiel ausfallen. Für die Bewohner eine große Enttäuschung. Schließlich haben sie sich sehr darauf gefreut und sich bereits darauf vorbereitet.

Obwohl die Lage für die Bewohner schwierig ist, haben fast alle Verständnis für die geltenden Corona-Regeln. Jeder Einzelne sei sehr pflichtbewusst, erklärt Maria Bräu. Die Einrichtung blieb bis jetzt coronafrei. Aktuell gilt im Wohnheim die 2G Plus Regelung. Manche Angehörige dürfen jetzt nicht mehr zu Besuch kommen. Sie erfüllen diese Vorgabe nicht.

Trotz all dieser Herausforderungen versuchen die Betreuer der Lebenshilfe Schwandorf den Bewohnern Halt zu geben. Und ihnen ein Stückchen Normalität zu schenken.

(lw)

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