Auch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war für viele Menschen die Not groß: Deutschland lag in Trümmern, Millionen Vertriebene und Flüchtlinge mussten versorgt werden, viele weitere Millionen Menschen hatten im Krieg ihr Leben verloren. Doch innerhalb von wenigen Jahren wendete sich das Blatt. Deutschland blühte wieder auf – kulturell und wirtschaftlich. Wie die Wirtschaftswunderzeit konkret in Weiden die Stadt geprägt hat, davon handelt nun ein neues Buch: „Weiden in der Wirtschaftswunderzeit“ von Petra Vorsatz.
Ein Weidener Stadtteil, der bis heute an diese Zeit erinnert, ist der Stockerhut. Viele der Wohngebäude sind damals nach dem Krieg innerhalb kürzester Zeit entstanden. Das war damals dringend nötig, weiß Vorsatz. „Bis Ende 1945 waren in Weiden 12.000 Vertriebene angekommen. Die Stadt musste handeln und Wohnraum schaffen.“
Durchschnittlich zweieinhalb Menschen mussten damals in einem Zimmer wohnen. Innerhalb von fünf Jahren baute die Stadt dann mehr als 2000 Wohnungen.
„Die Menschen waren wieder süchtig nach Luxus“
Die Wirtschaftswunderzeit, es war eine Zeit der rasanten Veränderungen. Das faszinierte Petra Vorsatz so sehr, dass sie diese Zeit zum Thema ihres neuesten Buches gemacht hat. „Es hat mich unwahrscheinlich interessiert, diesen Aufschwung nachzuvollziehen“, erklärt sie. „Am Anfang gab es nach dem Krieg nur ganz einfache Güter. Was man unbedingt brauchte. Aber relativ schnell konnte man auch wieder mehr kaufen. Die Menschen waren wieder süchtig nach Eleganz, nach guten Materialien, nach ein bisschen Luxus.“
Dieses Verlangen der Weidener stillten in den 50-er und 60-er Jahren viele neue Geschäfte. Zum Beispiel: der Hertie. Das Großkaufhaus bot ab 1961 auf 7000 Quadratmetern alles, was das Herz begehrte. Manche Menschen kamen sogar dorthin, obwohl sie gar nichts kaufen wollten – sondern weil sie Rolltreppe fahren wollten. „Im Hertie gab es die erste Rolltreppe der Oberpfalz“, erzählt Vorsatz.
Eine Stadt verändert sich
Auch das Gebäude der Volksbank-Raiffeisenbank oder das Weidener Jugendheim, heute das JUZ, entstanden in der damaligen Zeit. Konzerte, Bälle und Faschingsumzüge… das kulturelle Leben der Stadt blühte wieder auf. Auch mit und durch die vielen Vertriebenen und Geflüchteten, die nach dem Krieg nach Weiden gekommen waren.
„Weiden in der Wirtschaftswunderzeit“ – es ist ein Buch, das von einem spannenden Kapitel in der Weidener Stadtgeschichte erzählt. Ab sofort erhältlich im Buch- und Kunstverlag Oberpfalz.
(az)