Do., 16.01.2025 , 15:09 Uhr

Georgenberg/Oberpfalz

Frauen in der Kommunalpolitik: Nur sieben Bürgermeisterinnen in der mittleren und nördlichen Oberpfalz

In den Rathäusern der Region geben immer noch hauptsächlich die Männer den Ton an. Nur rund sechs Prozent der Bürgermeister in der mittleren und nördlichen Oberpfalz sind Frauen. Wir haben versucht, uns den Gründen dafür anzunähern.

Wer trifft die Entscheidungen in Deutschlands Rathäusern? Bis heute sind das zum großen Teil Männer. Sowohl im Bürgermeisteramt als auch in den Gemeinderäten sind Frauen unterrepräsentiert. Erst vor wenigen Wochen ist in unserer Region eine Bürgermeisterin zurückgetreten: Marina Hirnet aus Georgenberg hat vor einigen Wochen ihr drittes Kind bekommen und ist deswegen vom Bürgermeisteramt zurückgetreten. Sie war eine von wenigen Bürgermeisterinnen in der mittleren und nördlichen Oberpfalz. Nach ihrem Rücktritt gibt es in unserer Region noch sieben weibliche Rathauschefinnen – und 119 männliche. Damit liegt der Frauenanteil bei rund sechs Prozent und sogar noch unter der durchschnittlichen Bundesquote: Deutschlandweit sind rund neun Prozent der Bürgermeister Frauen, so eine Forsa-Untersuchung von 2020.

Das Bürgermeisteramt als zeitintensive Aufgabe

Woran liegt das? „Die Gründe sind natürlich bei jeder Frau individuell“, betont Marina Hirnet. „Aber ich denke, dass Frauen wahrscheinlich oft zu selbstkritisch sind. In vielen Fällen jedenfalls selbstkritischer als Männer.“, schätzt sie. Und man müsse bedenken, dass man als Bürgermeister sehr flexibel sein muss, was die Arbeitszeiten angeht: Oft stünden Termine von Montag bis Sonntag an.

Das kann ein Problem sein, denn: Frauen übernehmen in Deutschland immer noch einen größeren Teil der unbezahlten Sorgearbeit als Männer, also zum Beispiel für Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen oder Hausarbeit. Pro Tag durchschnittlich 79 Minuten mehr, so das Bundesfamilienministerium. Die flexiblen Arbeitszeiten als Bürgermeister sieht auch Politikwissenschaftler Michael Weigl als Problem für Frauen in der Kommunalpolitik: „Teilnahme in der Kommunalpolitik bedeutet einen enormen Zeitaufwand“, betont Weigl. „Da muss man erst mal Beruf und Familie unter einen Hut bringen. Besonders, wenn Menschen das Amt ehrenamtlich führen, was oft der Fall ist“, gibt er zu bedenken.

Bürgermeisterinnen arbeiten in Deutschland überproportional oft in kleineren Kommunen – und damit ehrenamtlich. Bei Deutschlands Bürgermeisterinnen sind 40 Prozent ehrenamtlich aktiv – bei den Männern sind es nur 28 Prozent.

Als Frau im Amt manchmal spezielle Erfahrungen

Marina Hirnet hat sich als Bürgermeisterin in Georgenberg respektiert gefühlt, sowohl in ihrer Partei, als auch im Gemeinderat. Aber einige spezielle Situationen mit Bürgern hat sie als weibliche Rathauschefin auch erlebt, erinnert sie sich. „Da ging es um eine Straßensanierung. Eine ältere Dame, die in einem angrenzenden Grundstück gewohnt hat, hat vehement mit dem Verwaltungsmitarbeiter gesprochen statt mit mir. Wahrscheinlich hat sie angenommen, dass ich mit Straßenbau wohl nicht so viel anfangen kann.“, erzählt Hirnet. Sie habe solche Situationen aber mit Humor genommen. Hirnet blickt positiv auf ihre Zeit im Rathaus zurück. Sie kann sich auch vorstellen, nochmal zu kandidieren, wenn ihre Kinder einmal größer sind.

Laut Politikwissenschaftler Michael Weigl gibt es durchaus Diskussionen, wie das Bürgermeisteramt für Frauen zugänglicher gemacht werden könnte – zum Beispiel dadurch, dass Gemeinderatssitzungen zu anderen Uhrzeiten angesetzt und zeitlich begrenzt werden. Umgesetzt worden sind solche Ideen allerdings noch nicht.

(az)

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