Gespannt lauschen die Schüler der Weidener Gustl-Lang-Schule, als Josef Salomonovic seine bewegende Geschichte erzählt. Im Rahmen eines Zeitzeugengesprächs bekamen sie die Gelegenheit, Geschichte nicht nur aus Büchern kennenzulernen, sondern durch die Perspektive eines Überlebenden des Holocausts zu erleben.
Geboren in einen Überlebenskampf
Josef Salomonovic wurde 1938 im damals tschechoslowakischen Ostrava in eine jüdische Familie geboren. Schon als Kind musste er das Grauen des Nationalsozialismus am eigenen Leib erfahren. Im Ghetto Litzmannstadt gelang es ihm, durch ein Versteck im Dachboden einer Selektion – und damit dem sicheren Tod – zu entkommen. Dennoch blieb ihm weiteres Leid nicht erspart: Josef war als Kind in den Konzentrationslagern Auschwitz, Stutthof und einem Außenlager von Flossenbürg inhaftiert.
Josefs Vater wurde schon kurz nach seiner Ankunft im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. Josef selbst, seine Mutter und sein älterer Bruder, überlebten. Es scheint wie ein Wunder – als arbeitsunfähiges Kind betitelten die Nationalsozialisten Josef als „Parasit“. Somit war er stets in Gefahr. Noch heute fällt es ihm schwer, über diese Erlebnisse zu sprechen. Trotzdem erzählt er seine Geschichte seit 25 Jahren in Schulen – um die Erinnerung wachzuhalten und jungen Menschen die Schrecken des Holocausts bewusst zu machen.
Geschichte anders überleben
Die Initiatorin des Zeitzeugengesprächs war Geschichtslehrerin Ursula Soderer. Sie hatte ihre Schüler im Unterricht zuvor intensiv auf das Treffen vorbereitet und ihnen die Biografie von Josef Salomonovic nahegebracht. Die Kombination aus theoretischem Wissen und der persönlichen Begegnung mit einem Zeitzeugen sei der beste Weg, um die Ereignisse des Holocaust verständlich und greifbar zu machen. Die Schüler gingen mit Ergriffenheit und vielen neuen Eindrücken aus dem Gespräch heraus. Und vor allem bei einem waren sie sich einig: Mit Josef Salomonovic zu sprechen war eine völlig andere Erfahrung, als der gewohnte Geschichtsunterricht.
(sb)