Als Matej Pekr in der 62. Minute zum 5:6 Siegtreffer für die Indians traf, dürfte sich manch einer in der Weidener Hans Schröpf Arena verwundert die Augen gerieben und sich gefragt haben: Wie konnte das denn passieren? Lange hatten die Blue Devils Weiden alles im Griff und standen am Ende dennoch mit fast leeren Händen da. Zwar nahm man noch einen Punkt mit, der dürfte aber kaum für ein Trostpflaster gereicht haben.
Dabei hatte der Abend für die Blue Devils begonnen wie gemalt. Die Buchwieser-Truppe legte fulminant los und schnürte die Indians immer wieder hinten ein. Die logische Konsequenz war die 1:0 Führung durch Chad Bassen in der 5. Minute. Memmingen hatte sichtlich Probleme ins Spiel zu kommen, während Weiden es verpasste frühzeitig auf 2:0 zu erhöhen. Nach gut zehn Minuten fand die Anfangsoffensive der Weidener dann ein jähes Ende, als die Indians die EVW Abwehr zum ersten Mal an diesem Abend eiskalt erwischten und aus dem Nichts zum 1:1 Ausgleich durch Hafenrichter trafen. Der Treffer reichte aber noch nicht um das Ruder hier rumzureißen. Die Blue Devils schalteten gegen Ende des ersten Drittels nochmal einen Gang hoch und konnten noch vor der ersten Pause durch Samanski (18.) und Heinisch (20.) auf 3:1 erhöhen.
Als Moritz Schug in der 25. Minute auf 4:1 stellte schien die Partie entschieden, zu groß und zu deutlich war die Dominanz der Weidener bis hier hin. Aber nach sehr guten 30 Minuten verlor Weiden die Kontrolle und die Partie wurde zu einem vogelwilden Schlagabtausch. Ein Doppelschlag der Indians innerhalb von 19 Sekunden (35.) brachte den ECDC hier endgültig ins Spiel und den Tabellenführer ins Wanken. In der Folge zeichneten sich beide Goalies mehrfach mit starken Paraden aus, bevor Samanski einen Schuss von Bassen unhaltbar abfälschte und in der 45. Minute auf 5:3 stellte. Um Memmingen aus der Bahn zu werfen reichte der Treffer aber nicht mehr, die Gäste hatten sich hier jetzt festgebissen und es war deutlich zu spüren, dass diese Partie erst entschieden sein würde, wenn die Schlusssirene ertönt. So harmlos die Indians die meiste Zeit der ersten halbe Stunde waren, so gefährlich waren sie jetzt und bestraften beinahe jeden Fehler der Weidener Defensive eiskalt. Erneut Pekr (47.) und schließlich Andrew Johnston (54.) machten das Wahnsinns-Comeback perfekt und retteten den ECDC nach 4:1 Rückstand noch mit 5:5 in die Overtime.
Das Ende ist bekannt. Statt der sicher geglaubten drei gab es nur einen Zähler und die Frage: Wie kann sich der unangefochtene Tabellenführer ein Spiel im eigenen Stadion so aus der Hand nehmen lassen? „Wir haben uns eigentlich viel vorgenommen, weil wir nicht zum dritten Mal gegen Sie verlieren wollten (…) aber die Tore gegen uns sind einfach zu einfach gefallen“, erklärte Blue Devils Coach Sebastian Buchwieser nach der Partie. „Natürlich sollte man in der Lage sein eine 4:1 Führung nach Hause zu bringen. Natürlich hat Memmingen einige torgefährliche Spieler die aus wenig Chancen viele Tore machen, aber trotzdem müssen wir das gewinnen.“
Viel Zeit zu analysieren bleibt nicht. Der EVW muss sich kurz schütteln und dann morgen schon wieder abliefern. Dann kommen die Lindau Islanders nach Weiden. Am Freitag geht es dann auswärts gegen Passau, bevor am Sonntag das Spitzenspiel gegen die Starbulls Rosenheim in Weiden steigt.