Do, 19.05.2022 , 15:17 Uhr

Amberg-Sulzbach

Jagd soll bei Umbau zu klimagerechten Wald helfen

Das Thema Jagd spaltet die Meinungen. Von den Bayerischen Staatsforsten heißt es – ohne Jagd keinen wegen des Klimawandel notwendigen Waldumbaus.

Ein Schuss mit Konsequenzen. Für das nun tote Wildschwein sowieso. Aber es war auch ein Schuss für den Kampf gegen den Klimawandel – so zumindest ist die Ansicht von Philipp Bahnmüller. Er leitet für die Bayerischen Staatsforsten den Forstbetrieb Schnaittenbach im Landkreis Amberg-Sulzbach. Eine seiner zentralen Aufgaben: den Wald zukunftssicher zu machen und gegen den Klimawandel zu wappnen. Dafür brauche es einen Waldumbau – und dafür wiederum die Jagd.

41 Prozent und damit die meisten aller Bäume im Freistaat sind Fichten, so das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Fichten sind als Flachwurzler besonders anfällig für den Klimawandel. Da die Trockenheit zunimmt, bekommen sie weniger Wasser, bilden dadurch weniger Harz und sind anfälliger für Borkenkäfer und Stürme.

Wälder sollen Mischwälder werden

Die Wälder Bayerns sollen daher zu Mischwäldern umgestaltet werden – was aber nur geht, wenn die jungen Triebe nicht von den Rehen verbissen werden. Denn die sind die Leibspeise von Rehen. Nach dem Verbiss richtet sich auch der Jagdplan.

Vor mehr als 100 Jahren haben Raubtiere wie Wölfe, Luchse und Bären die Jagd auf Rehe übernommen. Sie waren zwischenzeitlich aber aus unseren Wäldern verschwunden. Zwar kehren sie nach und nach wieder zumindest in Teilen zurück, trotzdem muss der Wildbestand durch den Menschen reguliert werden.

Jagddruck steigt

In den vergangenen 40 Jahren ist die Zahl der pro Jahr geschossenen Rehe um 300.000 gestiegen. Der Druck auf die Jägerschaft, immer mehr zu schießen, hat stark zugenommen. Das sieht der Präsident des Bayerischen Jagdverbandes, Ernst Weidenbusch, der die privaten Jäger vertritt, kritisch. „Der von uns allen angestrebte, klimagerechte Waldumbau rechtfertigt nicht die flächendeckende Maximalreduktion gesunder und artgerechter Wildpopulationen. Der Erhalt gesunder und sichtbarer Wildtierpopulationen ist ein gesellschaftlicher Auftrag, dem es gleichermaßen gilt, gerecht zu werden.“

Die Vorschläge seitens des Bayerischen Jagdverbandes sind daher Zäune und alternative Nahrungsangebote. Philipp Bahnmüller ist kein Fan von Zäunen im Wald und hält entgegen, dass auch aus seiner Sicht die Wildtierpopulation ein wichtiger Teil des Ökosystems Wald seien und null Verbiss daher gar nicht das Ziel sei. Über die Zukunft des Waldes wird also noch viel debattiert werden.
(mz)

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