Mi., 07.08.2024 , 12:30 Uhr

Trausnitz

Keiner will Bürgermeister werden – Forderung nach Wahlrechtsreform

In Trausnitz will keiner Bürgermeister werden. Deshalb kommt es jetzt am 15. September zu einer Urwahl. In Trausnitz zeigt sich damit ein Problem, das bald 60 Prozent aller Gemeinden treffen könnte.

Die Burg Trausnitz, 1261 erstmals erwähnt. Die Waldthurner, die Wittelsbacher, die Zenger – viele Adelsgeschlechter wollten von der Burg aus regieren und haben das auch gemacht. Das ist Geschichte.

Heute will keiner mehr die 949-Seelengemeinde im Landkreis Schwandorf führen. Trausnitz sucht einen Bürgermeister. Ende März verkündete Martin Schwandner seinen Rücktritt aus persönlichen Gründen. Der Zweite Bürgermeister Josef Prechtl führt seit Juli kommissarisch die Geschäfte. Zur Wahl als Ersten Bürgermeister stellt er sich aber nicht. Er habe eine Vollerwerbs-Landwirtschaft, arbeite ohnehin sieben Tage die Woche und traue sich das Amt daher nicht zu.

Damit ist das Problem schon auf den Punkt gebracht: In Trausnitz ist der Bürgermeister ehrenamtlich tätig. Das trifft laut der Universität Bochum zwar auf 60 Prozent der Bürgermeister in Deutschland zu. Aber inzwischen kämpfen immer mehr Kommunen, einen Freiwilligen zu finden. Die Arbeit wird mehr, die Bürokratie nimmt zu.

Urwahl am 15. September

Es sei kein Feierabendjob, so Josef Mörtl. Er ist der Wahlleiter in der Gemeinde. Als solcher hat er gestern Abend eine Sitzung geleitet. Denn ein Bewerber hat sich fristgerecht bis 1. August gemeldet. Doch der Wahlausschuss musste diesen gestern Abend ablehnen. Der Bewerber kam aus Oberfranken, keiner in der Gemeinde kennt ihn, er wohnt nicht mal hier.

Einen ernsthaften Kandidaten gibt es dagegen nicht. Und daher müssen die Einwohner am 15. September zu einer Urwahl. Dort kann jeder jeden wählen, der wahlberechtigt ist – also quasi jeder, der 18 ist und Einwohner der Gemeinde ist, mindestens mit Zweitwohnsitz.

Wer am 15. September mehr als 50 Prozent der Stimmen holt, wird also Bürgermeister. Sofern – und das ist die große Gefahr – er nicht ablehnt. Seit 2014 ist das durch eine Wahlrechtsreform nicht nur aus triftigen Grund möglich. Ob Trausnitz also nach dem 15. September wieder einen Bürgermeister hat, ist vollkommen offen.

8320 ehrenamtliche Stunden

Josef Prechtl und Johann Mörtl wünschen sich eine Änderung: Alle Bürgermeister müssten künftig hauptamtlich arbeiten. 20 Stunden Zeit nimmt das Amt pro Woche laut einer Studie der Uni Bochum in Anspruch. In Trausnitz kommt erschwerend hinzu: Zwischen der Wahl am 15. September und der Kommunalwahl in Bayern im Frühjahr 2026 liegen weniger als zwei Jahre. Bedeutet: Wer jetzt Bürgermeister in Trausnitz wird, muss dieses Amt bis zum Jahr 2032 ausführen. Das wären dann übrigens 8320 Stunden ehrenamtliche Arbeit…

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(mz)

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