Fr., 24.01.2025 , 13:36 Uhr

Weiden

Maria Otto: Die erste Anwältin Deutschlands war eine Weidnerin

Die erste Anwältin Deutschlands kam aus Weiden. Dr. Maria Otto schrieb im Jahr 1922 mit ihrer Zulassung zur Rechtsanwaltschaft Geschichte. Wir haben im Weidener Stadtmuseum mehr über die Pionierin erfahren.

Vor rund 100 Jahren, in einer von den Umbrüchen der Nachkriegszeit und neuen gesellschaftlichen Strömungen geprägten Zeit, schrieb eine Frau aus Weiden Geschichte: Maria Otto wurde Deutschlands erste Anwältin. Ihre Errungenschaften sind beispielhaft für den Wandel der 1920er Jahre. Denn insbesondere Frauen hatten sich neue Rechte und berufliche Möglichkeiten hart erkämpft.

Der Kampf um den Traumberuf

Maria Otto wurde 1892 in Weiden als Tochter einer gutbürgerlichen Familie geboren. Nach dem Abitur begann sie ein Studium der Rechtswissenschaften an renommierten Universitäten Deutschlands und absolvierte 1916 ihr erstes Staatsexamen. Doch das zweite Staatsexamen blieb ihr verwehrt, zusammen mit dem dazu gehörigen Referendariat. Frauen waren in der Justiz nicht vorgesehen. Noch nie zuvor war eine Frau zum zweiten Staatsexamen zugelassen worden – eine Tatsache, die Maria Otto nicht abschreckte.

Maria arbeitete zunächst unentgeltlich in einer Anwaltskanzlei. Eigens für Sie wurde dafür der Begriff der „informatorischen Tätigkeit“ erfunden – um klarzustellen, dass es sich dabei nicht um ein Referendariat handelte. Mit dem Ende des ersten Weltkriegs und dem Aufschwung sozialer Freiheiten änderte sich jedoch die Stimmung im Land. Für Frauen hatten sich neue Arbeitsmöglichkeiten aufgetan, und Maria Otto erkannte ihre Chance. Nach vier Anträgen an das Bayerische Staatsministerium erhielt sie 1922 die Erlaubnis, ihr zweites Staatsexamen abzulegen.

Der Durchbruch

Nach ihrem Erfolg ließ sich Maria Otto in München als Rechtsanwältin nieder. Ihr Spezialgebiet war das Familienrecht, ein Bereich, der vor allem Frauen in schwierigen Lebenslagen zugutekam. Sicher hatte sie auch in dieser Zeit noch mit zahlreichen Vorurteilen zu kämpfen, doch Maria Otto hatte ihre Lebensaufgabe gefunden. Sie blieb ihrer Rolle treu und arbeitete unermüdlich weiter – bis zu ihrem Tod im Jahr 1977.

Heute, rund 100 Jahre später, wird Maria Ottos Vermächtnis im Stadtmuseum Weiden gewürdigt. Eine Sonderausstellung über die 1920er Jahre erlaubt einige Einblicke in ihre Geschichte.

(sb)

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