Vor einem Jahr erschütterte die Insolvenzmeldung der Ziegler Holding GmbH die gesamte Nordoberpfalz. Heute, zwölf Monate später, ist es erstaunlich ruhig geworden um den einstigen Arbeitgeber von fast 3000 Menschen. Das größte Sägewerk Europas – die Betzenmühle – gehört inzwischen zur fränkischen Firma Rettenmeier, viele ehemalige Ziegler-Beschäftigte haben neue Wege eingeschlagen oder konnten in den verkauften Tochterfirmen weiterarbeiten. Doch was ist eigentlich geblieben vom wirtschaftlichen Beben, das damals durch die Region ging?
Arbeitsmarkt: Weniger dramatisch als befürchtet
Die Folgen für den regionalen Arbeitsmarkt sind spürbar, aber deutlich milder, als viele es zunächst befürchtet hatten. In der Agentur für Arbeit in Weiden erinnert sich Leiter Bernhard Lang noch gut an die ersten Stunden nach dem Insolvenzantrag. Für sein Team kam die Nachricht als Schock – niemand wusste, wie gut der Arbeitsmarkt in der Region den drohenden Arbeitsplatzverlust verkraften würde. Entsprechend groß waren die Sorgen.
Doch der Prozess verlief weniger abrupt, als viele erwarteten. Die Ziegler-Tochterfirmen meldeten zeitversetzt Insolvenz an, was den Druck auf den Arbeitsmarkt abfederte. Viele Beschäftigte erhielten schnell Anschlussverträge oder konnten ihre Arbeitsplätze direkt behalten. Vor allem Kraftfahrer sind nach wie vor hochgefragt und mussten sich kaum Sorgen machen. Rückblickend bewertet die Agentur für Arbeit den Verlauf positiv: Nur etwa 30 ehemalige Ziegler-Mitarbeiter sind heute noch arbeitslos, vor allem ältere und ungelernte. Rund 700 Arbeitsplätze seien letztlich dauerhaft verloren gegangen.
Insolvenzverwalter: Das meiste bleibt erhalten
Während Ziegler als Unternehmensgigant Geschichte ist, haben die meisten der 33 operativen Unternehmensteile neue Besitzer gefunden. Vor allem beim Hauptstandort, dem Sägewerk in Plößberg war das anfangs nicht sicher. Hätte Insolvenzverwalter Volker Böhm nicht schnell einen Käufer gefunden, wäre der Standort mit seinen Hunderten Mitarbeitern wohl ganz untergegangen.
Mit Rettenmeier und anderen Akteuren konnten aber nicht nur die Arbeitsplätze, sondern auch die wirtschaftliche Kapazität erhalten werden. Zulieferer und Abnehmer können, nach einer zeitweisen Pause, weiterhin vom Sägewerk profitieren. Insgesamt 27 Unternehmensteile konnten untergebracht werden. Zu den 6, die keinen Käufer gefunden haben, gehört der logistische Teil der Firma Ziegler. Aber der belastbare Arbeitsmarkt in der Nordoberpfalz hätte das gut aufgefangen – da ist Bernhard Lang von der Agentur für Arbeit guter Dinge.
(sb)