Was haben der Kirschlorbeer, das indische Springkraut und der Sommerflieder gemeinsam? Diese Pflanzen tun unserer heimischen Pflanzenwelt nicht gut. Der Kirschlorbeer ist zum Beispiel als immergrüner Strauch in vielen Gärten beliebt – aber seine Blätter sind quasi unkompostierbar. Rund 40 Pflanzen stuft das Bundesamt für Naturschutz aktuell als invasive, problematische Arten ein – und eine davon ist aktuell bei uns in der nördlichen Oberpfalz kaum zu übersehen: Die vielblättrige Lupine.
Hochgewachsene blaue Blüten
Eigentlich ist sie ein wunderschöner Anblick und hilft mit ihren Wurzeln, den Boden mit Nährstoffen zu versorgen. Von Naturschützern wird die Blume unter anderem am Schlossberg bei Waldeck aber bereits seit Jahren mit viel Einsatz ausgerissen. Das Problem: Die vielblättrige Lupine ist eigentlich in Nordamerika Zuhause. Im 19. Jahrhundert haben die Menschen sie nach Europa eingeführt – und seitdem bereitet sie Umweltschützern hier Kopfschmerzen. Denn die Pflanze sammelt mit ihren Wurzeln Stickstoff. „Dadurch überdüngt sie die Wiese“, erklären Uli Roth und Erwin Möhrlein vom Bund Naturschutz Tirschenreuth. Heimische Arten, die einen mageren Boden brauchen, werden dadurch verdrängt.
Ehrenamtliche Helfer reißen Blumen aus
Deswegen ist hier das selbsternannte „Einsatzkommando Lupine“ aktiv. Eine Gruppe von freiwilligen Helfern des Bund Naturschutz, des Naturparks Steinwald und von den Siemens Healthineers aus Kemnath. Sie bearbeiten ganz bewusst diese Wiese am Waldecker Schlossberg. Denn sie hat einen nährstoffarmen Boden – und das ist auch gut so. Die Fläche bietet damit zum Beispiel seltenen Orchideenarten die idealen Lebensbedingungen – zumindest war das so, bis sich die vielblättrige Lupine buchstäblich über den Orchideen breit gemacht hat.
Kampf ist eine Sisyphosaufgabe
Die freiwilligen Helfer reißen die Lupine aus und sammeln sie an einem Ort im Wald nebenan. Damit nur punktuell eine Stelle und nicht die ganze Wiese überdüngt wird. Der Bund Naturschutz und seine Mitstreiter wollen verhindern, dass die Lupine ihre Samen ausbringt und sich weiter vermehrt – eine Sisyphosaufgabe. Denn inzwischen hat sich die Pflanze auf zahlreichen Wiesen und entlang vieler Straßen ausgebreitet.
Wegen ihrer massiven Verbreitung wissen die Naturschützer, dass sie der vielblättrigen Lupine gar nicht mehr Herr werden können. Aufgeben wollen sie aber nicht. „Wir fokussieren uns auf besonders wertvolle Flächen, die wichtig für bedrohte Arten sind“, erklärt Jonas Ständer, Ranger im Naturpark Steinwald. „Diese Wiese am Schlossberg ist zum Beispiel schon seit Jahren in Bearbeitung.“
Immerhin: Das zeige Erfolg. Auf Flächen, die bereits seit Jahren von der Lupine befreit werden, konnte die Blume eingedämmt werden. Für das „Einsatzkommando Lupine“ ist das eine Motivation, weiterzumachen – und der vielblättrigen Lupine auch in den kommenden Jahren den Kampf anzusagen.
(az)