Die AfD als stärkste Kraft – das ist seit einigen Tagen Realität in den politischen Umfragen. Demnach liegt die AfD bei 26 Prozent, die Union nur noch bei 24 bis 25 Prozent. Die AfD gibt sich selbstbewusst – auch in Weiden am Freitagabend. Dort hatte die AfD-Landtagsfraktion zu einem Bürgerdialog in die Max-Reger-Halle eingeladen. Und Besucher kamen zahlreich – Unterstützer genauso wie Gegner.
Vor dem Beginn des Bürgerdialogs mussten deshalb zuerst mehr Stühle herangeschafft werden – denn die 400 aufgebauten Stühle in der Max-Reger-Halle reichten nicht aus. Zeitgleich vor der Halle: Eine lautstarke Gegendemonstration des Oberpfälzer Bündnisses für Toleranz und Menschenrechte, die die Besucher des Bürgerdialogs auf dem Weg in die Halle ausbuhte. Am Tag der deutschen Einheit zeigte sich in Weiden das Bild einer gespaltenen Gesellschaft.
Drei prominente Redner auf der Bühne
In der Halle beklagte die AfD: Die anderen Parteien würden 36 Jahre nach dem Fall der Mauer wieder eine Mauer in Deutschland aufbauen: Die Brandmauer gegen die AfD spalte das Land. „Reißen wir endlich die Brandmauer nieder!“, beschwor etwa Katrin Ebner-Steiner, AfD-Fraktionsvorsitzende im Bayerischen Landtag. „Hören wir auf, einander zu verteufeln. Hören wir lieber wieder zu. Respektieren wir einander.“
Gegenseitiger Respekt. Davon war keine Rede mehr, als nach diesen gemäßigteren Tönen von Ebner-Steiner Gerald Grosz ans Mikrofon trat. Der österreichische Publizist und ehemaliges Mitglied der rechtspopulistischen Partei BZÖ bezeichnete die Gegendemonstranten wörtlich als die „größten Idioten“. Grosz machte sich lustig: „Intelligenz war noch nie eine große Stärke der Linken. Das passiert, wenn dein Stammbaum ein Kreis ist, also wenn deine Eltern Geschwister waren.“ Immer wieder lacht und applaudiert das Publikum an diesem Abend laut.
Remigration auf bayerisch: „Geh-hoam-Plan“
Auch als die AfD ihre Forderungen vorstellt: Einen bayerischen Remigrationsplan, die Streichung des Klimaschutzgesetzes, ein Minarettverbot. Maximal 500 Menschen sollen pro Jahr in Deutschland eingebürgert werden dürfen und alle Einbürgerungen der letzten zehn Jahre rückwirkend überprüft werden. Applaus gibt es auch, als Gerald Grosz gegen die etablierten Parteien wettert. Die wahren Verfassungsfeinde würden in der Regierung sitzen. „Sie wollen euch von den Wahlurnen wegjagen und wenn ihr die falsche Partei wählt, dann soll die am Ende verboten werden!“
Die Forderung nach einem AfD-Verbot sei undemokratisch, kritisieren die Redner immer wieder. Auch Beatrix von Storch, stellvertretende Bundessprecherin der Partei. Sie war vor zwei Wochen im Weißen Haus zu Gast – von der Trump-Regierung gebe es Unterstützung für die AfD. „Dort spricht man mit uns von der AfD, weil die wissen, dass wir früher oder später in diesem Land Regierungsverantwortung übernehmen werden.“, erklärt von Storch
Eines hatten AfD-Unterstützer und Gegner an diesem Abend gemeinsam: Beide sehen die Demokratie in Gefahr – nur schuld daran seien die jeweils anderen.
(az)