In Weiden ist das Problem allgegenwärtig: Kippenstummel liegen achtlos auf Gehwegen, in Parks und zwischen den Fugen von Straßenpflaster. Wer genau hinsieht, erkennt, wie viele Zigaretten täglich in die Umwelt gelangen. Laut Bund Naturschutz rauchen die Deutschen mehr als 100 Milliarden Zigaretten im Jahr. Wenn diese ausgeraucht sind, dann landen zwei Drittel von ihnen auf dem Boden.
Eigentlich ist das Strafbar: Jeder Landkreis und jede kreisfreie Stadt kann das Bußgeld für weggeworfene Zigarettenstummel innerhalb eines rechtlichen Rahmens selbst festlegen. In Weiden beginnt die Strafe derzeit bei 20 Euro – für Umweltschützerin Helga Kick viel zu wenig. Seit einigen Jahren setzt sich die Schwarzenbacherin dafür ein, Menschen für das Thema zu sensibilisieren und die Politik zu mehr Einsatz zu bewegen. Derzeit sammelt sie Unterschriften in Weiden, um ein höheres Bußgeld durchzusetzen. Fast 800 Unterstützer haben bereits unterschrieben.
Gift für die Umwelt
Doch wie groß ist das Problem wirklich? Helga Kick macht auf die Gefahren aufmerksam, die hinter den kleinen Stummeln stecken. Sie bastelt aus alten Tetra-Packs „Kippenboxen“ und bringt Plakate an öffentlichen Orten an. Die Kippen enthalten einen Cocktail aus Nikotin, Schwermetallen und weiteren Giftstoffen, erklärt sie. Regen spült diese Stoffe ins Grundwasser – die Filter selbst sind zugleich eine große Quelle von Mikroplastik. Für Kick ist klar: Das Problem liegt auch darin, dass Verstöße viel zu selten und zu mild geahndet werden.
Laut dem Weidener Abfallberater Peter Hägler werden Raucher, die ihre Zigarettenstummel achtlos wegwerfen, hin und wieder durch das Ordnungsamt erwischt – doch die meisten Vergeben bleiben unbestraft. Hägler fordert deshalb mehr Unterstützung von der Polizei und sieht auch bei den Bußgeldern Nachholbedarf. Eine höhere Strafe und die nötige Aufklärung darüber könnte abschreckend wirken – doch das Bußgeld sollte noch in einem gemäßigten Rahmen bleiben.
Einsatz trotz Gegenwind
Widerstand gegen Aktivisten wie Helga Kick gibt es allerdings auch. Viele ihrer Plakate und Kippenboxen werden zerstört oder heruntergerissen, erzählt sie. Auch bei ihrer Unterschriftenaktion oder beim Kippen-Sammeln musste sie schon einige Beleidigungen aushalten. Sie mache das allerdings nicht für die Menschen, die ihre Kippen wegwerfen – sondern für die Tiere und unsere Umwelt. Besonders im Diesfurter Weihergebiet konnte sie die Verschmutzung durch Zigaretten so bisher schon stark reduzieren. Und auch in Zukunft werde sie sich nicht von ihrer Mission abbringen lassen.
(sb)