Ein harmloses Kompliment, eine romantische Nachricht, ein vermeintlicher Verehrer – was für Jugendliche und junge Frauen nach einem aufregenden Abenteuer klingt, kann der Beginn eines zerstörerischen Albtraums sein. Die sogenannte Loverboy-Methode ist eine perfide Form der emotionalen Manipulation, bei der junge Menschen gezielt in eine emotionale Abhängigkeit gedrängt und schließlich in die Zwangsprostitution geführt werden. Die Fachberatungsstelle für Menschenhandel „Jadwiga“ hat in Amberg über diese wachsende Gefahr aufgeklärt.
Laut dem Bundeskriminalamt wird knapp ein Viertel der in Deutschland sexuell ausgebeuteten Menschen durch die Loverboy-Methode eingeschleust. Die Täter – meist Männer und oft deutlich älter als ihre Opfer – nutzen gezielt soziale Netzwerke, um Kontakt aufzunehmen. Mit Liebesgeständnissen, übertriebenen Versprechungen und gelogenen Zukunftsplänen bauen sie Vertrauen auf. Was wie eine Beziehung beginnt, entpuppt sich schnell als kontrollierendes Abhängigkeitsverhältnis. Plötzlich braucht der Partner schnelles Geld, dass sich nur durch die Prostitution erlangen ließe.
Jugendliche sind besonders gefährdet
Besonders erschreckend: Jeder dritte Betroffene ist unter 21 Jahre alt, die Jüngsten sogar unter 14 Jahren. Zwar sind vor allem junge Mädchen das Hauptziel der Täter, doch auch Jungen sind betroffen – sie machen etwa ein Viertel der Opfer aus. Einmal gefangen in der emotionalen Falle, fällt es den Betroffenen schwer, sich zu lösen. Schuldgefühle, Abhängigkeit und teils auch Drohungen halten sie in der Gewalt der Täter fest.
Der Missbrauch hört oft nicht mit dem Ausstieg auf. Selbst wenn sich Betroffene aus der Situation befreien können, bleiben tiefe seelische Narben zurück, unter denen viele ein Leben lang leiden. Denn die Loverboy-Methode ist nicht bloß ein Beziehungstrick – sie zählt als eine Form des Menschenhandels.
Prävention ist entscheidend
Die Beratungsstelle „Jadwiga“ betont: Prävention ist der beste Schutz. Eltern, Lehrer und Erzieher sollten die Mechanismen der Loverboy-Methode kennen, um frühzeitig Warnzeichen zu erkennen. Das Internetverhalten der Kinder zu kennen, Vertrauen zu schaffen und Gespräche zu führen – das sind entscheidende Schritte, um sie vor dieser modernen Form der Anwerbung zu schützen. Denn am Ende zählt: Wer die Masche erkennt, kann sich oft rechtzeitig entziehen.
(sb)