Vorurteile abbauen und einander kennenlernen: das war das große Ziel der Nacht der offenen Gotteshäuser in Amberg. Zehn religiöse Gemeinschaften öffneten ihre Türen und luden Interessierte dazu ein, Einblicke in ihre Rituale, Räume und Traditionen zu gewinnen. Ob Synagoge, Moschee oder Kirche – überall waren an diesem Abend Menschen bereit, den Gästen ihre Glaubensrichtung vorzustellen.
Die Russisch-Orthodoxe Kirche
Mit dabei war etwa die Kirche der Heiligen Apostelfürsten Petrus und Paulus, die russisch-orthodoxe Kirche in Amberg. Kirchensprecherin Marina Koller und Priester Konstantin Suvorov begrüßten die Gäste herzlich. Sie erzählten von der Bedeutung der vielen Ikonenbilder und der Geschichte der Kirche. Ihr Gebäude war einst eine Gefangenenbaracke im Zweiten Weltkrieg. Nach dem Krieg wurde sie als Behelfskirche verwendet – und die russisch-orthodoxe Kirche ist bis heute hier geblieben.
Die Gemeinde gehört zur russisch-orthodoxen Kirche im Ausland – unabhängig von der eigentlichen russisch-orthodoxen Kirche. Hier beten Russen, Ukrainer und Menschen anderer Nationen Seite an Seite. Jeden Tag beten sie für ein Ende des Krieges in der Ukraine, erzählt Priester Suvorov. Seit seinem Beginn ist die Gemeinde in Amberg deutlich gewachsen – mehr als 150 Gläubige kommen regelmäßig in die Kirche.
Die Moschee
Auch die Amberger Moschee öffnete ihre Türen, organisiert vom Türkisch-islamischen Kulturverein. Nach dem Gebetsruf konnten die Besucher muslimische Traditionen und Speisen kennenlernen. Ein wichtiger Teil des Glaubens ist die rituelle Waschung vor dem Gebet – dafür stehen in der Moschee eigene Waschräume bereit. Viele Gläubige verrichten ihr Gebet fünfmal am Tag, stets in Richtung Mekka.
Die Synagoge
In der Amberger Synagoge beantwortete Florian Speil die Fragen der Gäste. Er erklärte, dass die Bima – der erhöhte Platz, von dem aus der Tora gelesen wird – das Herzstück jeder Synagoge sei. Besonders beeindruckte die Geschichte der Tora in Amberg. Ursprünglich kommt sie aus Sulzbach. Während der NS-Zeit wurde sie von einem Musiklehrer im Museum versteckt, um sie vor der Zerstörung zu bewahren. Erst 2015 wurde sie wiederentdeckt, restauriert und feierlich in die Synagoge zurückgebracht.
So unterschiedlich die Gotteshäuser auch sind, eines wurde an diesem Abend deutlich: Musik und Gemeinschaft verbinden alle Glaubensrichtungen. Manche Besucher feierten mit ihrer eigenen Gemeinde, andere nutzten die Gelegenheit, neue Religionen kennenzulernen. Nach der Nacht der offenen Gotteshäuser ging in Amberg sicher der eine oder andere mit weniger Vorurteilen nach Hause.
(sb)