Viele Menschen verbinden Covid-19 längst mit einem abgeschlossenen Kapitel. Für Betroffene des Post-Covid-Syndroms hingegen ist die Pandemie noch immer Teil ihres Alltags. Hunderttausende in Deutschland kämpfen Jahre nach einer Infektion weiterhin mit Beschwerden – so wie Marion Bahringer.
Ein Krankheitsbild mit vielen Gesichtern
Marion erkrankte vor mehr als vier Jahren an Covid-19. Die akute Infektion überstand sie, aber wirklich gesund wurde sie nie. Nachdem die typischen Symptome abgeklungen waren, traten andere Beschwerden auf: Schwindel, Taubheitsgefühle, Erschöpfung und mehr. Zwar sind die Symptome im Laufe der Zeit besser geworden, verschwunden sind sie jedoch nicht. Vieles musste sie sich mühsam selbst erarbeiten – trotz zahlreicher Arztbesuche. Damals wurde ihr Geduld geraten. Demenz und andere Krankheiten konnten die Ärzte ausschließen – weiter konnten sie Marion aber nicht helfen.
Wie verbreitet Long-Covid tatsächlich ist, lässt sich schwer beziffern. Studien kommen laut Deutschem Ärzteblatt zu Ergebnissen zwischen 2 und 87 Prozent. Ein Grund für diese große Spanne ist die enorme Vielfalt der Symptome. Von Erschöpfung über neurologische Ausfälle bis hin zu Atemproblemen – die Erscheinungsformen unterscheiden sich von Patient zu Patient. Häufig lassen sie sich nicht eindeutig klinischen Befunden zuordnen, erklärt Dr. Klaus-Friedrich Bodmann vom Klinikum Weiden. Das führe immer wieder zu Fehldiagnosen und verunsichere sowohl Patienten als auch Ärzte. Viele vermeintlich Long-Covid-Erkrankte würden eigentlich an Depressionen und anderen Erkrankungen leiden, werden aber falsch eingeordnet.
Therapie ohne festen Fahrplan
Ein etabliertes, umfassendes Behandlungskonzept für Post-Covid gibt es bislang nicht. Doch einzelne Beschwerden lassen sich lindern – etwa mithilfe von Medikamenten oder durch spezialisierte therapeutische Angebote. Eine dieser Therapeutinnen ist Ilona Zellerer, Logopädin aus Sulzbach-Rosenberg. Sie kann mit Atem- und Sprechtechniken helfen. Dazu absolvierte sie schon während der Pandemie eine Zusatzqualifikation, um Betroffene besser unterstützen zu können. Bis heute wüssten jedoch viele Erkrankte nicht, dass sie Hilfe bei Therapeuten wie ihr finden könnten.
Die fehlende Beratung und Unterstützung ist für viele Erkrankte ein großes Problem. Es gibt kaum zentrale Anlaufstellen, kaum klare Ansprechpartner. Das beklagt auch Marion Bahringer. In vielen Regionen haben sich mittlerweile Selbsthilfegruppen gegründet, um Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam Wege aus der Isolation zu finden. Eine davon sind die Weggefährten in Schwandorf. Wer Hilfe sucht oder sich vernetzen möchte, kann sich dort per E-Mail melden: postcovid.sad@gmx.de
(sb)