Di., 19.08.2025 , 14:18 Uhr

Amberg

Umweltschutz im Jahr 1564? Ein Blick in die Vergangenheit Ambergs

Vor fast 500 Jahren hat der Amberger Bürgermeister Michael Schwaiger einen Umweltbericht über seine Stadt verfasst. Was da drin steht, und wie sich das Umweltbewusstsein der Amberger seitdem verändert hat, haben wir von Hannelore Zapf erfahren.

Wie umweltbewusst waren die Menschen früher wirklich? Eine eindeutige Antwort darauf gibt es nicht. Während unsere moderne Gesellschaft mit Themen wie Mülltrennung, Feinstaubbelastung oder Monokulturen ringt, wirkte das Leben der Menschen im 16. Jahrhundert auf den ersten Blick einfacher – und vielleicht sogar umweltfreundlicher. Doch diese Annahme ist vielleicht nicht ganz wahr, wie ein Blick nach Amberg zeigt.

Im Jahr 1564 entstand hier ein bemerkenswerter Umweltbericht mit dem Titel „Vom lust und guten gesundtem Lufft“. Stadträtin Hannelore Zapf hat diesen Bericht im Rahmen ihres Geschichtsstudiums untersucht – mit teils überraschenden Ergebnissen. Denn obwohl der Bericht die Luft in Amberg lobt, war sie alles andere als sauber.

Kohlerauch, Abgase von Handwerksbetrieben und enge Wohnverhältnisse sorgten für eher schlechte Luft innerhalb der Stadtmauern – auch wenn die rund 4000 Einwohner die Gesundheitsgefahren noch nicht kannten. Sicher fühlten sich die Amberger, weil es keine „Miasmen“ gab – vermeintlich gefährliche Luftpartikel, die sich um stehende Gewässer sammelten.

Wie man eine Stadt mit Müll verteidigt

Auch der Umgang mit Abfall war anders: Zwar fiel durch Wiederverwendung und sparsamen Konsum deutlich weniger Müll an als heute – doch der Rest wurde nicht unbedingt fachgerecht entsorgt. Die Amberger nutzten ihren Müll stattdessen zur Verteidigung: Abfälle wurden außerhalb des Stadtgrabens aufgetürmt, um einen zweiten Wall zu schaffen. Auf eben diesem „Müll-Wall“ steht der heutige Grüngürtel um die Amberger Altstadt.

Die Menschen lebten schließlich mit den Mitteln ihrer Zeit. Naturschutz im heutigen Sinne existierte zwar nicht – aber ob das bedeutet, dass sie weniger umweltbewusst waren, ist auch nicht leicht zu sagen. Der Umgang mit den Wäldern und ihrem Holz war beispielsweise fast noch stärker reguliert als heute, um den Bestand zu schützen.

Beate May vom Bund Naturschutz in Ebermannsdorf betont: Heute sei der Umweltgedanke vielerorts kaum noch etwas wert. Und vielleicht waren sich auch die Amberger von 1564 uneins über ihre Umwelt – nur eben auf ihre Art. Sicher ist nur: Die Altstadt von Amberg erzählt noch heute von einer langen Geschichte, in der sich vieles verändert hat – auch unser Blick auf die Natur.

(sb)

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