Mit 12 Jahren hat Bernhard Holfelder den Weihnachtsbaumverkauf von seinem Vater übernommen, erzählt er. Anfangs habe er natürlich noch Unterstützung von den Großeltern und anderen Verwandten bekommen, schließlich musste er vormittags in die Schule, aber er hat vorgegeben, wo es langgehen soll. Somit verkauft er jetzt bereits seit 45 Jahren Christbäume. Vor rund 20 Jahren passierte allerdings etwas, das ihn zunächst sehr verwunderte.
Christine Trautner kam damals vorbei und bezahlte einen Baum. Allerdings ohne ihn auszusuchen oder mitzunehmen, sondern für den nächsten, der gerne einen Baum hätte, sich aber keinen leisten könne. Die Alleinerziehende kam damals selbst aus einer finanziell schwierigen Phase und erinnerte sich, wie sie selbst immer wieder Unterstützung, Hilfe und Geschenke bekommen hatte. Inzwischen hatte sie die Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin gemacht und verdiente gutes Geld, wie sie selbst sagt. Also wollte sie etwas zurückgeben und jemandem helfen, bei dem das Konto eigentlich keinen Baum hergibt.
Trinkgeld für Christbäume
Jedes Jahr kam sie wieder und spendete einen Baum. Anfangs war es noch schwierig für Holfelder und sein Team, immer den richtigen Empfänger ausfindig zu machen. Doch in den letzten Jahren merkten sie, dass es immer schneller ging. Ältere Menschen mit geringer Rente oder alleinerziehende Mütter mit mehreren Kindern – man merke es, wenn die Käufer nur nach dem Preis fragen, ohne sich die Bäume anzuschauen, so Holfelder.
Kurzerhand beschlossen sie, dieses Jahr mehr Bäume zu spenden. Und zwar mit ihrem Trinkgeld. Jedes Mal, wenn er oder seine Mitarbeiter Trinkgeld bekommen, etwa dafür, dass sie die Bäume zum Auto tragen und einladen, stecken sie das Geld in ein Glas und sammeln es. Pro Tag kommen so bislang zwischen 50 € und 130 € zusammen. Davon werden die Bäume gezahlt, bereits 14 konnten in diesem Jahr gespendet werden. Auch Einrichtungen wie dem Frauenhaus oder dem Kinderheim wurden sie angeboten.
Mehr als 300 € haben sie stand jetzt noch in ihren Rücklagen, also genug, um noch mehr Bäume zu spenden. Sollte am Ende Geld übrig sein, dann wird es ebenfalls gespendet. Ein Großteil davon soll auch hier in der Region bleiben, an wen genau, das werden sich Bernhard Holfelder und Christine Trautner gemeinsam überlegen.
(pg)