Mehr als 1000 Kilometer an einem Tag können Zugvögel auf ihren Reisen zurücklegen. In diesen Wochen brechen wieder viele Vogelarten, die bei uns gebrütet haben, zu ihrem Flug in den Süden auf. Änderungen in unserer Umwelt sorgen aber dafür, dass einige Zugvogelarten ihr Verhalten anpassen. Wir haben uns mit Rudolf Leitl vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz am Moosweiher in Hirschau getroffen – und gemeinsam Ausschau nach Zugvögeln gehalten.
Gast aus dem hohen Norden auf dem Moosweiher
Es ist ein ruhiger Morgen unter der Vogelgesellschaft am Moosweiher in Hirschau. Ein paar Schwäne und Stockenten lassen sich blicken, außerdem auch Graureiher und Graugänse. Alles übliche Vögel in unserer Region. Und: Alles Vögel, die auch im Winter bei uns bleiben, erklärt Rudolf Leitl vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz. Mit seinem Fernglas entdeckt er dann aber doch noch eine Zugvogelart: „Eine Pfeifente“, erklärt er freudig. „Das ist eine Art, die lebt im hohen Norden und wandert im Winter nach Ostafrika und Zentralindien. Und heute ist eine auf dem Moosweiher hängen geblieben. Das ist schon etwas Besonderes.“
Aktuell ist die Zeit, in der viele Vögel wieder auf Wanderschaft gehen. Kurzstreckenzieher fliegen dabei nach Westeuropa und in den Mittelmeerraum, Langstreckenzieher sogar bis zur Sahara. Bei uns ist ein Großteil der Vogelarten Zugvögel. Im Landkreis Amberg-Sulzbach könne man etwa 170 Vogelarten beobachten, so Leitl. „Rund zwei Drittel davon sind Zugvögel“. Das lasse sich auch für Bayern sagen.
Klimawandel und Insektensterben machen Sorgen
Vögel ziehen nicht nach Süden, weil es dort wärmer ist – sie fliegen dorthin, wo sie im Winter genug Nahrung finden. Darauf hat der Klimawandel Auswirkungen – und damit auch auf die Vogelwelt. Manche Arten fliegen nicht mehr bis nach Nordafrika, sondern nur noch bis Südeuropa und überwintern dort. Einige Arten ändern ihre Flugrouten sogar komplett und fliegen statt nach Süden nach Norden. Die Mönchsgrasmücke wandert nun statt ans Mittelmeer nach Südengland. Dort ist es für sie dank des Golfstroms mild genug, um Futter zu finden. Und mache Arten bleiben im Winter einfach bei uns und werden zu Standvögeln. Die Graugans ist früher zum Beispiel bis an die Nordküste Afrikas geflogen, inzwischen hat sie ihr Zugverhalten weitgehend abgelegt, weil sie in den milderen Wintern auch bei uns Nahrung findet.
Aber Rudolf Leitl hat dieses Jahr noch eine andere Beobachtung gemacht – die führt er nicht direkt auf den Klimawandel, sondern auf das Insektensterben zurück. „Die Schwalben sind heuer auffallend früh weggeflogen. Und genauso der Fliegenstemper oder der Gartenrotschwanz.“ Alle diese Arten ernähren sich von Fluginsekten – und an diesen mangelt es offenbar sehr, beobachtet der Umweltschützer mit Sorge.
Auch wenn einige Arten schon weggezogen sind, andere haben die große Reise auch noch vor sich. Den Überflug der Kraniche werden Spaziergänger in den kommenden Wochen beobachten können, rät Leitl. Die Zugvögel kehren dann zwischen Februar und Mai wieder zu uns zurück.
(az)