Mi., 01.10.2025 , 10:56 Uhr

Hirschau

Zugvögelarten ändern ihr Verhalten

Aktuell brechen wieder viele Zugvogelarten auf ihre Reise südlichere Regionen auf. Doch einige Arten verändern auch ihr Verhalten. Rudolf Leitl vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz erklärt uns, wieso.

Mehr als 1000 Kilometer an einem Tag können Zugvögel auf ihren Reisen zurücklegen. In diesen Wochen brechen wieder viele Vogelarten, die bei uns gebrütet haben, zu ihrem Flug in den Süden auf. Änderungen in unserer Umwelt sorgen aber dafür, dass einige Zugvogelarten ihr Verhalten anpassen. Wir haben uns mit Rudolf Leitl vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz am Moosweiher in Hirschau getroffen – und gemeinsam Ausschau nach Zugvögeln gehalten.

Gast aus dem hohen Norden auf dem Moosweiher

Es ist ein ruhiger Morgen unter der Vogelgesellschaft am Moosweiher in Hirschau. Ein paar Schwäne und Stockenten lassen sich blicken, außerdem auch Graureiher und Graugänse. Alles übliche Vögel in unserer Region. Und: Alles Vögel, die auch im Winter bei uns bleiben, erklärt Rudolf Leitl vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz. Mit seinem Fernglas entdeckt er dann aber doch noch eine Zugvogelart: „Eine Pfeifente“, erklärt er freudig. „Das ist eine Art, die lebt im hohen Norden und wandert im Winter nach Ostafrika und Zentralindien. Und heute ist eine auf dem Moosweiher hängen geblieben. Das ist schon etwas Besonderes.“

Aktuell ist die Zeit, in der viele Vögel wieder auf Wanderschaft gehen. Kurzstreckenzieher fliegen dabei nach Westeuropa und in den Mittelmeerraum, Langstreckenzieher sogar bis zur Sahara. Bei uns ist ein Großteil der Vogelarten Zugvögel. Im Landkreis Amberg-Sulzbach könne man etwa 170 Vogelarten beobachten, so Leitl. „Rund zwei Drittel davon sind Zugvögel“. Das lasse sich auch für Bayern sagen.

Klimawandel und Insektensterben machen Sorgen

Vögel ziehen nicht nach Süden, weil es dort wärmer ist – sie fliegen dorthin, wo sie im Winter genug Nahrung finden. Darauf hat der Klimawandel Auswirkungen – und damit auch auf die Vogelwelt. Manche Arten fliegen nicht mehr bis nach Nordafrika, sondern nur noch bis Südeuropa und überwintern dort. Einige Arten ändern ihre Flugrouten sogar komplett und fliegen statt nach Süden nach Norden. Die Mönchsgrasmücke wandert nun statt ans Mittelmeer nach Südengland. Dort ist es für sie dank des Golfstroms mild genug, um Futter zu finden. Und mache Arten bleiben im Winter einfach bei uns und werden zu Standvögeln. Die Graugans ist früher zum Beispiel bis an die Nordküste Afrikas geflogen, inzwischen hat sie ihr Zugverhalten weitgehend abgelegt, weil sie in den milderen Wintern auch bei uns Nahrung findet.

Aber Rudolf Leitl hat dieses Jahr noch eine andere Beobachtung gemacht – die führt er nicht direkt auf den Klimawandel, sondern auf das Insektensterben zurück. „Die Schwalben sind heuer auffallend früh weggeflogen. Und genauso der Fliegenstemper oder der Gartenrotschwanz.“ Alle diese Arten ernähren sich von Fluginsekten – und an diesen mangelt es offenbar sehr, beobachtet der Umweltschützer mit Sorge.

Auch wenn einige Arten schon weggezogen sind, andere haben die große Reise auch noch vor sich. Den Überflug der Kraniche werden Spaziergänger in den kommenden Wochen beobachten können, rät Leitl. Die Zugvögel kehren dann zwischen Februar und Mai wieder zu uns zurück.

(az)

Enten Gänse Graugans Graureiher Herbst Hirschau Landesbund für Vogel- und Naturschutz Moosweiher Natur Oberpfalz Oberpfalz TV OTV Rudolf Leitl Schwan Stockenten Umwelt Vögel Zugvögel

Das könnte Dich auch interessieren

25.11.2025 00:27 Min ÖDP nominiert Kandidatenliste für Amberger Stadtrat – Badura betont Inklusion und Umweltprojekte In Amberg hat die ÖDP ihre 30 Kandidaten für die Stadtratswahl im März 2026 nominiert. Der aktuelle Fraktionsvorsitzende Klaus Mrasek führt die Liste an, gefolgt von Susanne und Josef Witt sowie Oberbürgermeisterkandidat Franz Badura. Badura betont, dass auch stark sehbehinderte Menschen ein Amt wie das des Oberbürgermeisters ausfüllen können – entscheidend seien Organisation und Delegation. 18.09.2025 03:25 Min Cannabis-Anbau in der Oberpfalz: Zuversicht trotz bürokratischer Hürden Trotz strenger Auflagen steigt das Interesse an legalem Cannabis in Bayern rasant: Den knapp 50 Mitgliedern des Anbau-Vereins „La Huerta“ im Landkreis Amberg-Sulzbach stehen mittlerweile mehr als 1000 neue Mitgliedsanträge gegenüber. Zwar ist La Huerta der erste Verein in der Oberpfalz mit offizieller Anbaugenehmigung, doch bisher konnten seine Mitglieder keine einzige Pflanze ansäen. Der Grund 17.09.2025 00:25 Min Staatssekretär Gotthardt bei ANZAPLAN in Hirschau Tobias Gotthardt, Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, zu Besuch bei der Firma ANZAPLAN in Hirschau. Gemeinsam mit Abgeordneten des Landtags verschaffte er sich einen Überblick über die Kompetenzen ANZAPLANs. Die Firma ist ein Beratungs- und Ingenieursbüro mit besonderem Blick auf strategisch wichtige Rohstoffe, wie etwa Lithium, seltene Erden oder Kobalt. (pg 03.09.2025 00:38 Min Naturentdeckertag im Freilandmuseum Naturentdeckertag im Oberpfälzer Freilandmuseum: Kleine und große Entdecker konnten an diesem Tag die Vielfalt unserer heimischen Flora und Fauna kennenlernen. Erlebnisparcours, Rätselstationen und mehr stellten diese auf eine spielerische Weise dar. So konnten die Besucher etwa Vogelfedern unter die Lupe nehmen oder Naturmaterialien erfühlen. Ziel des Naturentdeckertages war es, die Bedeutung der Natur und den