Mo, 14.06.2021 , 13:07 Uhr

Neustadt/WN: Führungsausbildungskonzept für Landkreisfeuerwehren

Der Kreisfeuerwehrverband und die Kreisbrandinspektion führen ab 2022 eine Lehrgruppe „Führung“ ein. Dabei findet in einem Pilotprojekt auch die FwESI (Feuerwehr-Einsatzsimulation) Verwendung.

Das Feuerwehrleben der aktiven Feuerwehrdienstleistenden im Landkreis Neustadt an der Waldnaab beginnt mit dem Absolvieren der Feuerwehrgrundausbildung. Die Modulare Truppausbildung (MTA) ist über mehrere Jahre getaktet und schließt mit der Ausbildung zum Truppführer ab. Die Handgriffe und Fertigkeiten als Feuerwehrfrau und Feuerwehrmann sind vorhanden und die Perspektiven stehen offen: eine weitere Tür in der Ausbildung schlägt sich auf: die Führungsausbildung!

Für die Landkreisführungskräfte, Kommandanten und Führungskräfte am Standort bedeutet dies: ab an die Feuerwehrschule! Die Ausbildung zum Gruppen- und Zugführer erfolgt an den Staatlichen Feuerwehrschulen Würzburg, Geretsried und Regensburg. Letztere bildet als einzige bayerische Feuerwehrschule die Verbandsführer aus. Nachdem die Prüfungen absolviert sind, geht es zurück an die Standorte und das Wissen ist im alltäglichen Einsatz gefragt. Die verschiedensten Lagebilder und Einsatzszenarien treffen auf die Führungskräfte. Doch wie sieht die nachhaltige und kontinuierliche Wissenserneuerung aus? Wie trainiert man und wie verfestigt man das Wissen „nach der Feuerwehrschule“?

Fragestellungen, die für die Kreisbrandinspektion Neustadt/WN um Kreisbrandrat Marco Saller Grund genug waren, ein eigenes Projektteam zum Aufbau der Lehrgruppe „Führung“ zu initialisieren. Kreisbrandrat Marco Saller und die Kreisbrandmeister Andreas Götz, Christian Demleitner, Alexander Kleber und Manuel Bock haben im Januar 2021 begonnen, sich grundlegende Gedanken über ein Führungsausbildungskonzept zu machen.

„Uns geht es hier um die vertiefte Anwendung der erlernten Kenntnisse im Bereich der Führung“, stellt der Kreisbrandrat fest. Die Feuerwehren haben nicht jeden Tag Einsätze. Dies hängt auch sehr stark vom Schutzbereich sowie der Größe der Feuerwehr ab. Dennoch sei es wichtig, als Einsatzleiter und Führungskräfte seine Methodiken, Regelkreise und Hilfsmittel zu kennen. Oftmals sind die Lehrgänge lange her und es hat nicht jeder die Möglichkeit aus dem Einsatz heraus zu lernen, Erfahrungen mitzunehmen und diese in seinen Wissensschatz zu integrieren.

Ziel der Führungsausbildung sei es deshalb, die Grundlagen aufzufrischen und diese mit Planübungen ständig zu trainieren und durchzuspielen.

Jede Feuerwehr, jede Führungskraft kann mit jedem Einsatzszenario konfrontiert werden und dann ist der Gruppenführer als erster an der Einsatzstelle und muss auch in der Anfangsphase als Einsatzleiter die grundlegenden Strukturen zur Bewältigung der Schadenslage organisieren und schaffen. 

Marco Saller, Kreisbrandrat Neustadt/WN

Die konzipierten Führungslehrgänge haben auch ein klares Ziel: Führung vertiefen und anwenden. Es wird keine detaillierten Grundlagenschulungen geben, sondern soll den Lehrgangsteilnehmenden ein Gefühl der Festigkeit geben.

Die Lehrgruppe „Führung“ und die Ausbildung innerhalb des Landkreises soll im Jahr 2022 mit drei verschiedenen Lehrgängen starten.

Der erste Lehrgang „Aufbaulehrgang für Führungskräfte – Einsatzleitung“ soll allen Kommandanten sowie Führungskräfte (ab Gruppenführer) helfen und dienen die Rolle und Aufgabe des Einsatzleiters sicher ausführen zu können. Neben den wichtigsten Grundlagen stehen hier Methodiken, Taktiken und Sollkonzepte im Vordergrund, die intensiv trainiert werden.

Auch für den taktisch-technischen Aspekt wird ein Lehrgang geschaffen. Zielgerichtet unterschiedliche Einsatzszenarien werden in verschiedenen Planspielen durchlaufen. Der Lehrgang „Aufbaulehrgang für Führungskräfte – Zug- und Gruppenführer“ ist auf die örtlichen Führungskräfte bezogen.

Als letzter Lehrgang wird der Lehrgang „Führungsassistent“ eingeführt. Ab einer gewissen Größe der Einsatzstelle, ist es notwendig eine Führungsstruktur aufzubauen. Führungsfahrzeuge, feste Gebäude sowie die Unterstützungsgruppe dienen dem Einsatzleiter, seinen Job erfolgreich zu meistern. Beispielsweise wird bei einem Wohnhausbrand bereits ein Führungsfahrzeug in der ersten Alarmierung zur Einsatzstelle geschickt, um den Einsatzleiter zu unterstützen. Der Lehrgangsteilnehmer soll den Einsatzleiter nach Abschluss des Lehrgangs in koordinativer und administrativer Hinsicht entlasten, bspw. in der Sprechfunkabwicklung sowie Erstdokumentation des Einsatzes. Dieser Lehrgang wird ebenso mit unterschiedlichsten Lösungsansätzen aus Theorie und Praxis angereichert.

Digitales Mittel zur Führungsausbildung – Feuerwehreinsatzsimulation
Es wurden keine Kosten gescheut, um moderne Ausbildungstools einzusetzen. „In Bayern hat ein Landkreis eine neu entwickelte Feuerwehr-Einsatzsimulations-Software bereits eingesetzt – die Versicherungskammer Bayern sucht hier Landkreise, die sich am Pilotprojekt „Digitale Führungsausbildung“ beteiligen“ – „ich habe sofort Kontakt mit der Versicherungskammer Bayern aufgenommen, einen Antrag gestellt und einen Tag später hatte ich die Förderzusage von 5.000 Euro für den Kreisfeuerwehrverband bereits am Schreibtisch“, freut sich der Kreisbrandrat und zugleich Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes.

FwESI genannt – Feuerwehr-Einsatzsimulation – wird auch im Landkreis Neustadt an der Waldnaab zum Einsatz kommen. Kreisbrandrat Marco Saller erklärt den Mehrwert dieser Methode: „Im Gegensatz zur klassischen Planspielplatte kann sich der Lehrgangsteilnehmer direkt in die Realität versetzen, da er die Umgebung wahrnehmen kann. Er hat den direkten Blick auf die Einsatzstelle und auf das Schadensszenario aus der Ich-Perspektive.“

Die Ausbilder haben ihre Multiplikatoren-Schulung mit der FAB Rheinland durchlaufen. Saskia Heck-Beutelmann und Thorsten Heck-Beutelmann trainierten die Führungskräfte in Anwendung, Administration und richtigen didaktischen Einsatz in der Lehre.

Das Konzept sowie die Lehrgänge werden in den Kommandantenfortbildungen im Juni näher vorgestellt. Das Ausbilder-Team freue sich auf die ersten Lehrgänge, die 2022 anlaufen und in das Lehrgangsportfolio einfließen.

(Bildquelle: Kreisfeuerwehrverband und Kreisbrandinspektion Neustadt/WN)

(vl)

Ausbildung Feuerwehr Feuerwehreinsatzsimulation Führung Führungsausbildung Konzept Marco Saller Neustadt an der Waldnaab Oberpfalz Oberpfalz TV OTV Praxis Sicherheit
Zur Übersicht

Das könnte Dich auch interessieren

18.01.2024 Erfahrene Erwachsene im Klassenzimmer: Ausbildung zur Pädagogischen Fachkraft für Grundschulkindbetreuung Die Ausbildung zur Pädagogischen Fachkraft für Grundschulkindbetreuung am Staatlichen Beruflichen Schulzentrum in Neustadt an der Waldnaab – aktuell machen sie neun Schüler. Der Altersdurchschnitt beträgt 48 Jahre, alle von ihnen kommen aus anderen Berufen oder Studien. Für viele ist es die Chance, nochmal etwas Neues zu machen, einen sozialen Beruf. Als Fachkräfte werden Sie sich 23.08.2023 Zukunft Mittelstand Ist eine Ausbildung in einem Mittelständischen Betrieb in der Nordoberpfalz noch attraktiv? Ja, sagt die Mittelstandsunion Nordoberpfalz. Darüber gesprochen wurde nun auf dem Sommerempfang in der Gärtnerei Steinhilber in Neustadt an der Waldnaab. Podiumsdiskussion über die berufliche Zukunft Für eine Ausbildung bei einem mittelständischen Betrieb hat sich Jakob Wunder entschieden. Der jetzt ausgelernte Arbeitnehmer hat 01.08.2023 Übung für Flugzeugabstürze Jeder der zusieht, als Hans Rachl die Rettungsrakete zündet, merkt sofort: dahinter steckt richtig Kraft. Und wer ihr im Weg steht, hat schlechte Chancen. Raketen dieser Art sind in Kleinflugzeugen verbaut und dienen dem Piloten als Sicherheit. Ist das Flugzeug manövrierunfähig, kann mit Hilfe der Rakete ein Fallschirm gezündet werden, der einen Absturz der Maschine 29.04.2024 Paneuropa-Union diskutiert über Desinformation und Extremismus Schon ab 16 Jahren können Europäer erstmals bei der diesjährigen Europawahl abstimmen. Eine Verringerung des Mindestalters zur Wahlberechtigung wird schon lange und viel diskutiert, denn damit einher gehen nicht nur Vorteile. Die Paneuropa-Union in Neustadt/Weiden hat jetzt zu einem Infoabend eingeladen, um eine Problematik zu besprechen, die damit eng zusammenhängt: Manipulation und Extremismus in den