Di., 23.02.2021 , 11:22 Uhr

Oberpfalz: Hilfen müssen helfen - IHK zur ernsten Lage der Händler

Der Finger der Pandemie ruht unverändert auf den Lichtschaltern der Läden und Verkaufshallen stationärer Händler: off – das Licht bleibt aus. Nur vereinzelt verweisen teilerleuchtete Geschäfte auf die Möglichkeit von Click & Collect oder die laufende Vorbereitung auf eine langersehnte Wiedereröffnung. Der IHK-Handelsausschuss macht auf den Ernst der Lage aufmerksam.

„Die Lage in den von den Schließungen betroffenen Handelsunternehmen ist teilweise bitterernst“, mahnte Wolfgang Holzapfel, der Vorsitzende des Handelsausschusses der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim, bei der virtuellen Sitzung. Denn der erste Lockdown im Frühjahr zwang weite Teile des stationären Handels schon einmal zum Schließen. „Bei vielen Betrieben schmolz dabei die finanzielle Basis“, so Holzapfel. Rücklagen fehlten für die Überbrückung des zweiten Lockdowns, der zusätzlich die wichtigen Einnahmen aus dem Weihnachtsgeschäft wegbrechen ließ. Den Unternehmen helfe Click & Collect aktuell bei der Bindung von Stammkunden, die Umsatzausfälle hingegen könnten bei weitem nicht kompensiert werden. Die Ausschussmitglieder berichteten von benötigten staatlichen Finanzhilfen, die teilweise noch immer auf sich warten ließen, um Engpässe zu überbrücken. Damit die Hilfen helfen, müssten sie auch rechtzeitig ankommen, so der Konsens.

Während in den Geschäften die Zeit stehen bleibt, laufen die Fixkosten weiter, nicht abverkaufte Saisonware füllt die Lager und Ware für die kommenden Monate ist in vielen Fällen bereits lange vorbestellt. „All das muss finanziert werden – auch ohne Kunden im Laden“, erinnert Holzapfel.

Die Betriebe brauchen jetzt Liquidität, sonst geht vielen die Luft aus. Die staatlichen Finanzhilfen müssen zügig und nicht tröpfchenweise bei den Unternehmen ankommen.

Dr. Jürgen Helmes, IHK-Hauptgeschäftsführer

Doch die Abschreibung für Saisonware und die staatlichen Hilfen reichten bei vielen nicht mehr aus, um durch den zweiten Lockdown zu kommen. „Neben schnellen und kurzfristigen Hilfen, braucht die Wirtschaft Planungssicherheit, eine breite Öffnungsperspektive und eine langfristige Strategie der Politik“, so Helmes. Ein wöchentlicher Turnus zwischen teilweiser Öffnung und erneuten Schließungen sei nicht zumutbar. Für die Öffnung hätten die Unternehmen schon lange entsprechende Hygienekonzepte für die Sicherheit ihrer Kunden und Mitarbeiter in der Schublade.

Crossmediales Einkaufserlebnis
Doch nicht nur Corona beschäftigt die Unternehmer. Zurück in ihren Geschäften wollen sie für ihre Kunden wieder Einkaufserlebnisse schaffen. Neue Technologien können dabei unterstützen, Prozesse zu optimieren und crossmediale Anwendungen zu bieten. Ergänzende digitale Tools für den stationären Handel zeigten Svenya Scholl vom Mittelstand 4.0 Kompetenzzentrum Handel und ihr Kollege Alexander Weßling vom Digital Mobil: zum Beispiel Warenwaagen mit Sprachsteuerung, Digital-Signage-Lösungen und ein digitales Feedback-System.

Christian Röhrl, Geschäftsführer der Buchhandlung Bücherwurm GmbH in Regensburg, stellte vor, wie der Aufbau eines digitalen Vertriebs ergänzend zum stationären Geschäft gelingen kann: „Wir verbinden systematisch die Onlinepräsenz in Sozialen Medien und unsere Bestellmöglichkeiten in unserem Onlineshop mit den stationären Läden. So können Kunden selber auch zur Abholung ordern. In der internen Kommunikation wird der Zugriff auf unsere wesentlichen Daten von überall her für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglich gemacht“, berichtet Röhrl von Schritten, die Corona beschleunigt habe.

Eine neue Möglichkeit von Kunden, online im Laden eine Buchberatung zu bekommen, bietet eine neu geschaffene Bestellplattform. „Virtuell bieten unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Kunden einen Blick in den Laden. Es berät weiterhin der Buchhändler und nicht der Algorithmus.“ Neben kostenlosem Versand gebe es auch die Möglichkeit zur Abholung in der Filiale oder das Büchertaxi für kurze Wege zum Kunden.

(vl)

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