Mi., 21.04.2021 , 13:48 Uhr

Oberpfalz: IHK begrüßt 12-Punkte-Plan für Partnerschaft Bayern-Tschechien

Ein 12-Punkte-Plan für einen Neustart der bayerisch-tschechischen Beziehungen nach den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Die IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim begrüßt diesen Plan. 

Die Corona-Pandemie stelle die guten nachbarschaftlichen Beziehungen zwischen Tschechien und Bayern auf eine harte Probe, so die Verantwortlichen bei der IHK. Temporäre Einschränkungen beim Grenzverkehr schwächten vor allem die zwischenmenschlichen Kontakte. Die enge wirtschaftliche Verflechtung hat sich aus Sicht von Ostbayerns Wirtschaft zwar als krisenfest erwiesen, jedoch geriet auch sie enorm unter Druck, allein bei den Einschränkungen für die über 13.000 Berufspendler, die täglich aus dem Nachbarland in die Oberpfalz zum Arbeiten fahren.

Mit einem 12-Punkte-Plan haben MdEP Christian Doleschal und MdL Dr. Gerhard Hopp nun ihre Vorstellungen für einen Neustart der bayerisch-tschechischen Beziehungen konkretisiert. Im Rahmen einer virtuellen Diskussion mit den beiden Mandatsträgern begrüßte der Hauptgeschäftsführer der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim Dr. Jürgen Helmes die Initiative. „Die wirtschaftlichen Verflechtungen im Grenzraum sind enorm, die Lieferketten aus Tschechien sind Lebensadern für die bayerische Wirtschaft“, sagte Helmes.

Die Tschechische Republik zählt seit Jahren zu den Top 10 der Wirtschaftspartner Deutschlands, über 30 Prozent seines Exports wickelt das Land mit deutschen Partnern ab. Mit rund 150 Niederlassungen sind Unternehmen aus der Oberpfalz und dem Landkreis Kelheim in der Nachbarregion Pilsen aktiv. „Die Corona-Pandemie und die zweimalige Grenzschließung haben die Wirtschaft erheblich beeinträchtigt und zu Verunsicherungen geführt. Über unser Regionalbüro in Pilsen konnten wir unsere Unternehmen mit aktuellen Informationen versorgen und sie gut durch die Krise lotsen“, so Helmes. Der 12-Punkte-Plan sei ein wichtiger Impuls für die politische Agenda in den Beziehungen zu den tschechischen Nachbarn. „Der bayerisch-tschechische Grenzraum braucht jetzt einen nachhaltigen Politikansatz von Seiten des Freistaats“, stellte Helmes fest.

Der 12-Punkte-Plan im Einzelnen:

12-Punkte-Plan für das Herz Europas –
Neustart für bayerisch-tschechische Beziehungen: aus der Krise lernen

Zusammenfassung
Die Krise zeigt: Europäische Unterstützung für die Grenzregionen ist sowohl bei der Impfkampagne als auch mit Strukturhilfen notwendig. Bayern muss darüber hinaus Motor der deutsch-tschechischen Beziehungen sein. Folgende Impulse schlagen wir vor:

1. Etablierung eines bayerisch-tschechischen Koordinators:

Es braucht ein sichtbares Bindeglied zwischen München, der Grenzregionen und Prag. Eine wirksame Interessenvertretung kann nur durch Vernetzung aller Ebenen gelingen.

2. Gemeinsam stark:

Unter Leitung des Koordinators sollen grenzüberschreitende Verbünde Zukunftsthemen anpacken, sei es als digitale Leitregion, im Bereich Sicherheit, Gesundheit, Verkehr, Arbeit, Bildung oder Wirtschaft. Ziel ist, ein gemeinsamer Lebens-, Wirtschafts- und Arbeitsraum.

3. Bayerisch-tschechische Parlamentariergruppe stärken:

Persönliche Kontakte sind gerade in Krisenzeiten unerlässlich. Eine belastbare Brücke zwischen den Parlamentariern und Fachausschüssen ermöglicht effektiven Austausch.

4. Schaffung einer bayerisch-tschechischen Informationsplattform:

Ziel ist es, eine zweisprachige Information über die Lage im Nachbarland und damit ein besseres Verständnis und Gemeinsamkeit gerade in Krisenzeiten zu erlangen.

5. Bayerisch-Tschechische Sprachoffensive starten:

Vom Kindergarten bis zum Abschluss: Tschechisch muss in den Lehrplan. Nur wer sich versteht, hat Verständnis füreinander.

6. Grenzen überwinden bei Katastrophen- und Krisenbewältigung:

Rettungs- und Katastrophenhilfe sowie Krisenmanagement darf nicht an der Grenze Halt machen. Es braucht praktikable Lösungen, die alle ins Boot holen, und auf bereits funktionierenden Konzepten aufbauen.

7. Gemeinsam lernen in einem bayerisch-tschechischen Aus- und Weiterbildungszentrum:

Eine branchenübergreifende Anlaufstelle, die Antworten rund um das grenzüberschreitende Arbeiten gibt, ist eine Entlastung für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Beiderseits der Grenze brauchen wir beste Ausbildungsmöglichkeiten.

8. Attraktive Brückenköpfe aus dem Grenzgürtel:

Die bestehenden grenzübergreifenden Ober- und Mittelzentren müssen mit finanziellen Mitteln ausgestattet werden, um ihrer Rolle als Brückenbauer gerecht werden zu können.

9. Verbindungen schaffen mit einer Verkehrsoffensive Bayern-Tschechien:

Vom Radweg bis zum Bahnausbau: von Hof bis Passau braucht es ein Gesamtkonzept und schnelle Fortschritte.

10. Weiterentwicklung der bayerisch-tschechischen Hochschulagentur:

Zukunftsthemen mit einer engen Vernetzung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft gezielt vorantreiben. Studierende sollen exzellente Forschungsvoraussetzungen haben, als bestens vernetzte, digitale Grenzgänger.

11. Das grüne Dach Europas nutzen:

Klimawandel macht nicht an der Grenze Halt, mit einem europaweit einmaligen Erholungs- und Naturraum sowie Klimapartnerschaft wollen wir eine Vorbildfunktion sein.

12. Mehr Mittel für den Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds:

Unsere gemeinsame Vergangenheit und Kultur mit Leben füllen und die Beziehungen zwischen Bayern und Böhmen nachhaltig mit einer Begegnungsoffensive stärken – Jugendaustausch, Kultur und Ehrenamt in den Fokus rücken.

(Quelle: gerhard-hopp.de)

(vl)

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