Fr, 30.10.2020 , 13:22 Uhr

Reuth bei Erbendorf: Traditionelle Spitzel zu Allerheiligen

Am Sonntag ist Allerheiligen – deshalb gibt es momentan wieder ein besonderes Gebäck in den Bäckereien der Region: Die Allerheiligenspitzel. Wir klären, wo der Brauch um das süße Gebäck herkommt.

Zu Allerheiligen haben viele Oberpfälzer Bäckereien ein besonderes Gebäck in ihren Auslagen: das Allerheiligenspitzel oder den Allerheiligenzopf. Das geflochtenes Hefegebäck gibt es nur zu dieser Zeit und nur in überwiegend katholischen Gegenden. Doch was hat es damit auf sich?

"Allerheiligenspitzel" heißen sie beim Reuther Dorfbeck Manuel Neugirg. Der 47-Jährige betreibt die Familienbäckerei in Reuth bei Erbendorf, die 1924 von seinem Großvater gegründet wurde, in dritter Generation.

Mit Allerheiligenspitzel Zeit im Fegefeuer verkürzen
Einst waren Allerheiligenspitzel ein Opfergebäck für die armen Seelen. Im katholischen Glauben haben die Lebenden für die Seele der Verstorbenen zu sorgen. Es herrschte die Vorstellung, dass man mit Almosen für Arme und Schwache den verstorbenen Verwandten die Zeit im quälenden Fegefeuer verkürzen könne.

Man beschenkte deshalb alljährlich am Allerseelentag sozial Schwächere, wie Dienstboten, Arme und die Kinder. Der Firmpate schenkte seinem Firmling ein großes Allerheiligen-Spitzel. Die Beschenkten dankten mit "Vergelt's Gott - für die armen Seelen".

Der Brauch geht aber wohl noch viel weiter zurück und hat seine Wurzeln in der vorchristlichen Trauerkultur. Als Zeichen des Mitgefühls schnitten sich die Menschen ihre geflochtenen Haare ab. Das geflochtene Gebäck ist von dieser Symbolik übriggeblieben.

Je nach Region verschiedene Formen des Brauchs
Beim Reuther Dorfbeck sind die Allerheiligenspitzel auch geflochten. In anderen Gegenden der Oberpfalz, wie etwa dem Stiftland, hat sich auch noch die Urform eines stilisierten Knochens erhalten. Bei uns werden sie aus Hefeteig gemacht. Unweit von uns im Altmühltal gibt es auch Allerheiligenspitzel, dort sehen sie aber ganz anders aus: Anstatt aus Hefeteig sind sie dort aus Biskuit oder Lebkuchenteig. Den Brauch, die Spitzel an seinen Paten zu schenken, gibt es aber auch dort.

Allerheiligengebäck, ein schöner Brauch der bis in die früheste Geschichte zurück reicht und in der Oberpfalz noch überall lebendig ist. Jemanden ein Geschenk machen und damit den armen Seelen im Fegefeuer zu helfen. Man kann sich übrigens einen Allerheiligenzopf auch selber schenken.

(Beitrag: az; Internettext: rw)

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