Do., 17.03.2022 , 11:37 Uhr

Oberpfalz

RS-Virus: Grund für mehr Kindereinsätze bei der ILS Nordoberpfalz?

Auffällig viele Einsätze bei Kindern und Babies – das hat die Integrierte Leitstelle Noroberpfalz 2021 verzeichnet. Ein Grund: das RS-Virus.

Rund 52.000 Einsätze hat die ILS Nordoberpfalz im vergangenen Jahr verzeichnet. Etwa 1,3 Prozent davon waren Kindereinsätze, also Einsätze mit Babys oder Kindern bis 12 Jahren. Diese Zahl war 2021 auffallend hoch, so Leitstellenleiter Jürgen Meyer. Seit Jahren sei ein Trend nach oben erkennbar. Genau 700 Kindereinsätze, also etwa zwei am Tag, habe die ILS Nordoberpfalz 2021 verzeichnet.

Unter den Kindereinsätzen seien die üblichen Szenarien, wie zum Beispiel Fahrradunfälle oder Stürze vom Wickeltisch gewesen. Etwa ein Drittel der Einsätze hätte aber ein bestimmtes Krankheitsbild ausgemacht, erläutert Jürgen Meyer: Erkrankungen der Atemwege. Konkret lautet seine Vermutung: RSV.

Mehr Babys gleichzeitig an RS-Virus erkrankt
RSV – das steht für Respiratorisches Synzytial-Virus. Eine Viruserkrankung, die mit Erkältungssymptomen einhergehen kann und die jedes Kind bis spätestens zum dritten Lebensjahr durchmacht, erklärt Dr. Guido Judex aus Regensburg. Er ist Kinderarzt und Obmann beim Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte. Eine RS-Virus-Welle gibt es üblicherweise jedes Jahr in den Wintermonaten. Für Kinderärzte gehöre sie deshalb zum Berufsalltag dazu, erzählt Dr. Judex. Normalerweise verlaufe sie glimpflich, aber bei sehr kleinen Babys und Kindern mit Vorerkrankungen könne sie auch gefährlich werden.

Dass es auch Notarzteinsätze wegen des RS-Virus gibt, ist also in gewissem Maße normal. Doch in der vergangenen Saison sei die Welle tatsächlich heftiger verlaufen als sonst: Die Welle begann und erreichte ihrer Spitze deutlich früher als üblich. Und es waren insgesamt mehr Fälle auf einmal. Mehr Babys als sonst machten also gleichzeitig die Infektion mit dem RS-Virus durch.

Zwei Generationen machen Erkrankung gleichzeitig durch
Das erklärt Dr. Guido Judex so: Durch Hygienemaßnahmen sei die RSV-Welle in der vorletzten Saison im Winter 2020/2021 fast komplett ausgefallen. All diese Babys haben die Erkrankung nun quasi nachgeholt. Es gab in dieser Saison also zwei Generationen an Babys, die gleichzeitig die Viruserkrankung durchgemacht haben. Dass es nun so viele RSV-Fälle gab, habe aber nichts damit zu tun, dass Masken und Hygieneregeln das Immunsystem von Kindern geschwächt hätten, betont der Kinderarzt.

Die hohen Einsatzzahlen der ILS lassen sich damit jedenfalls zu einem gewissen Teil erklären. Und der steigende Trend bei den Kindereinsätzen bricht auch in diesem Jahr nicht ab, wie Jürgen Meyer erklärt: Alleine in den ersten zwei Monaten 2022 habe es wieder 150 Kindereinsätze gegeben, also durchschnittlich etwas mehr als zwei am Tag.

(Symbolbild: Pixabay)

(az)

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