Fr, 17.07.2020 , 10:04 Uhr

Schönsee: Mit Mulis auf den Spuren der Säumer entlang der Grenze zwischen Bayern und Böhmen

Vier Vierbeiner, drei Säumer und 16 Wanderer. Diese kleine Gruppe hat sich aufgemacht, um zwei Tage lang die unberührte Natur im Schönseer Land zu erkunden - und um sich wie ein echter Säumer zu fühlen! Das Centrum Bavaria Bohemia hat zu dieser Wanderung der anderen Art eingeladen. 

Es waren 16 Wanderbegeisterte, die am vergangenen Wochenende der Einladung des CeBB zu einer zweitägigen Tour folgten. Jeden Tag legten sie rund 18 Kilometer Fußmarsch zurück. Mit Bjørn Rau, Leiter der Säumer Akademie, engagierte das CeBB einen fachkundigen Säumer und Wanderführer, der nicht nur gemeinsam mit seinen Maultieren den Weg vorgab, sondern auch auf zahlreiche Besonderheiten in der Landschaft hinwies. Mit viel Fachwissen über Flora und Fauna bietet er einzigartige Wandererlebnisse mit seinen Mulis an, die das Gepäck der Wanderer tragen und das Tempo angeben. Unterstützung fand Bjørn Rau in zwei weiteren Säumern, Andreas Kandl und Hans Heindl mit seinem Pferd Artemis, die für diesen Anlass einige Kilometer Anreise auf sich genommen haben, um die Wanderung zu unterstützen.

Die Wanderung beginnt mit traditionellem böhmischen Frühstück
Nach begrüßenden und einleitenden Worten von Dr. Veronika Hofinger und Ivana Danisch stärkten sich die Teilnehmenden mit einem traditionellen böhmischen Frühstück im CeBB. Danach ging es anschließend durch den Schönseer Kurpark zur Lochmühle, wo bereits die drei Mulidamen Honey, Puddi und Ebby sowie das Pferd Artemis geduldig auf die Teilnehmenden warteten.

Erste Einblicke in die Säumerei
Nach dem Verstauen der Habseligkeiten auf den Mulis führte am Samstag der Weg von Schönsee aus über den alten Bahnhof, Laub und Stückstein zur Gradlhöhe in Dietersdorf.

Auf dieser Strecke bekamen die Mitwandernden einen ersten Einblick in die Geschichte und die Bedeutung der Säumerei: Den Transport von Handelsware auf den Rücken der pferdeartigen Equiden in Bayern und Böhmen. Und: Sie lernten den Unterschied zwischen Maulesel und Maultier kennen. Am Stückstein bekamen die Teilnehmenden von Herrn Stadler, dem örtlichen Zuständigen für den Staatsforst, einen Vortrag über die Ortschaft, seine Entstehung und seinen Werdegang. Nach einer kurzen Rastpause für Tier und Mensch beim Lindauer Wirt wurden die Wanderer voller Vorfreude auf den Übernachtungsplatz dann immer schneller.

Mundartdichter und Grenzpolizist erzählen von früheren Zeiten
Am Ende des ersten Wandertages wurden die Zelte auf der Gradlhöhe mit grandioser Fernsicht aufgeschlagen. Das Wetter wurde nach dem starken Nachmittagsregen besser und die Teilnehmenden konnten Feuer schüren und Essen vorbereiten: Linseneintopf, Knacker und Stockbrot überm Feuer zubereitet. Als Nachspeise durften die berühmten Küchl von Gerstmeier nicht fehlen. Als Abendbegleitung kam der Schönseer Mundartdichter Herr Ebnet und der ehemalige Grenzpolizist Herr Wallisch und begleiteten mit ihren regionaltypischen Gedichten und Geschichten den ganzen Abend. Die Muli-Damen grasten nebenan und die ganze Nacht über konnte man in den Zelten ihr Schnauben und Prusten hören!

Das einst harte Leben auf der Bügellohe
Am nächsten Tag ging die Wanderung weiter von Friedrichshäng aus über Plöß, Wenzelsdorf, Bügellohe und Hochfels zurück zum Centrum Bavaria Bohemia. Begleitet wurde diese gesamte Strecke von Franz Kalz, einem sach- und ortskundigen Wanderführer, der auf dem Weg auf besondere Natur- und Landschaftsmerkmale hinwies. Auf der Bügellohe hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit bekommen, sich in die Vergangenheit zurückversetzen zu lassen und der Geschichtsszene von Frau Maria Hammerer und das einst harte Leben auf der Bügellohe zu lauschen. Umrundet wurde der Aufenthalt auf der Bügellohe von einer urigen Pascherbrotzeit, vorbereitet vom Grenzwirtshaus Gerstmeier.

"Wir waren auf der Bühne der Natur, Genießer und Darsteller zugleich"
Für diese Wanderung wurde ein sehr kleiner Abschnitt des Grünen Bandes ausgewählt, der aber den Teilnehmenden eine Möglichkeit bot, die wunderbare unberührte Landschaft und ihre Erinnerungskultur kennen zu lernen. „Wir waren auf der Bühne der Natur, Genießer und Darsteller zugleich“, so ein Fazit der Teilnehmenden Gabriele Buchbinder.

(Bildquellen: CeBB)

(vl)

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