Mi, 02.12.2020 , 13:14 Uhr

Schwandorf: Streit um Putzlappen & Schutzanzüge

Streit um Putzlappen und Schutzanzüge: Seit Jahren wird sogenannter freigemessener Atommüll im Schwandorfer Müllkraftwerk verbrannt. Jetzt regt sich Widerstand.

Die Bilder vom Aufstand gegen das WAA Wackersdorf sind immer noch in den Köpfen der Schwandorfer präsent. Der Kampf gegen die Atomkraft geht jetzt weiter. Der Grund: Müll aus den Atomkraftwerken Isar 1, Isar 2 und Grafenrheinfeld werden im Schwandorfer Müllkraftwerk verbrannt. Bei dem Müll handelt es sich beispielsweise um Putzlappen, Schutzanzüge oder Schreibtische. Diese sind nur sehr schwach radioaktiv und liegen unter einem festgesetzten Grenzwert von 10 Mikrosievert pro Jahr. Deswegen sei er unbedenklich, könne wie normaler Müll behandelt und als sogenannter „freigemessener Abfall“ eingestuft werden.

Für die Kritiker sei dies unverständlich. Denn der Rückbau beginne jetzt erst. Somit steige die Anzahl an „freigemessenen Abfällen“, die wie normaler Müll behandelt werden können, stetig an:

Dann überzieht man im Grunde genommen mit freigemessenen radioaktiven Abfällen eben nicht nur mit einer Verbrennung, sondern auch als Recyclingmaterial im Straßenbau, als Bauschutt, das ganze Land.

Marion Juniec-Möller, Grüne Stadt- und Kreisrätin SAD

Bedenken, egal von welcher Seite sie kommen, sind natürlich immer ernst zu nehmen. Bei der Freimessung handelt es sich aber um ein Verfahren, das von den höchsten Landesbehörden akribisch kontrolliert wird, darauf sollte man sich auch verlassen dürfen.

Landrat Thomas Ebeling, Verbandsvorsitzender Zweckverband Müllverwertung SAD

Seit 2006 wird freigemessener Müll in Schwandorf verbrannt. Da die AKWs Isar 1 und Isar 2 zum Gebiet des Zweckverbands gehören, sei man rechtlich dazu verpflichtet, sich um den Müll zu kümmern. Die Kritiker fordern eine Zwischenlagerung des Abfalls in einer radioaktivabgesicherten Deponie. Denn Radioaktivität verschwinde nicht einfach durch das Verbrennen.

Jeder der die bestehenden Regelungen kritisiert, muss natürlich auch sehen, dass es sich um ein Bundesgesetz handelt. Wir vor Ort, also letztlich die Regelungen vollziehen, die in Berlin beschlossen wurden. Von daher ist die Diskussion auf kommunaler Ebene fehl am Platz, sondern sollte dort geführt werden, wo die Gesetze auch beschlossen werden.

Landrat Thomas Ebeling, Verbandsvorsitzender Zweckverband Müllverwertung SAD

693 Bürger haben sich innerhalb einer Woche gegen die Verbrennung des freigemessenen AKW-Mülls per Onlinepetition ausgesprochen. Die gesammelten Stimmen werden heute Landrat Thomas Ebeling übergeben.

Erste Erfolge des Protests gibt es bereits: Der freigemessene Abfall aus dem AKW Grafenrheinfeld, der nicht zum Verbandsgebiet gehört, wird ab 2021 nicht mehr in Schwandorf verbrannt. Der Grund: Die Nothilfevereinbarung mit dem eigentlich zuständigen Müllkraftwerk im Landkreis Schweinfurt läuft dieses Jahr aus. Zudem werden künftig die AKW-Abfälle vor Ort in Schwandorf auf Radioaktivität überprüft. Dies war bisher nicht der Fall.

(sh)

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