Do, 06.08.2020 , 10:31 Uhr

Tirschenreuth: Studie zum Leben von Menschen mit Behinderung im Corona-Lockdown

Plötzlich waren Schule und Kindergarten geschlossen – für viele Eltern eine belastende Situation. Besonders betroffen waren dabei Menschen mit Behinderung und deren Familien. In diesen mussten manche Eltern plötzlich Lehrer, Pfleger und Therapeut in einem sein. Wie das Leben von Menschen mit Behinderung während des Corona-Lockdowns aussah – das will eine Studie im Landkreis Tirschenreuth jetzt näher untersuchen.

Denn diese gesellschaftliche Gruppe sei während der Krise in der öffentlichen Diskussion zu wenig beachtet worden, sind Christina Ponader und Friedrich Wölfl überzeugt. Sie stehen als Initiatoren hinter der Studie. Die gesellschaftliche Errungenschaft der Inklusion sei während der Pandemie ziemlich „platt gemacht“ worden, so Ponader. Aus guten Gründen zwar. Doch mit der Studie will man Vorschläge erarbeiten, wie es in der nächsten Krise besser laufen kann.

Pfleger versuchten Kontakt aufrecht zu erhalten
Über Fragebögen sowie über persönliche Gespräche sollen verschiedene Gruppen zu ihren Erfahrungen der vergangenen Monate befragt werden: Menschen mit geistigen oder körperlichen Behinderungen, deren Angehörige sowie Mitarbeiter in sozialen Einrichtungen. Nicht zuletzt auch, weil der Landkreis Tirschenreuth anfangs besonders von dem Virus betroffen war.

Nachdem Mitte März auf einen Schlag alle Einrichtungen der Lebenshilfe schließen mussten, haben die Mitarbeiter versucht, den Kontakt zu den betreuten Kindern und Erwachsenen so gut wie möglich aufrecht zu erhalten. Besonders belastet waren jedoch Eltern von schwerst mehrfach behinderten Kindern, so Berthold Kellner, Geschäftsführer der Integrationsfirma der Lebenshilfe. Diese Familien müssten in Krisenzeiten künftig besser unterstützt werden. Ebenso Familien im Bereich der Frühförderung, in dem entwicklungsverzögerte Kinder betreut werden. Bei diesen Kindern sei eine Pause von mehreren Monaten, wie es sie jetzt gegeben hat, schwer wieder aufzuholen.

Auch der Tirschenreuther Selbsthilfeverein „Behinderte und Nichtbehinderte“ hat versucht, den Kontakt zu den Mitgliedern nicht abbrechen zu lassen. Wenn es nicht anders ging, zur Not auch über den ganz klassischen Brief. Inklusive kleiner Rätsel, Aufgaben und einer Bitte um Rückmeldung.

Studie auf freiwilliger Basis
Die Erhebung des Netzwerkes Inklusion ist auf freiwilliger Basis. Die Initiatoren freuen sich, wenn sich Menschen melden, die über ihre Erfahrungen Auskunft geben wollen. Dafür können sie sich unter christina.ponader@lh-tir.de oder unter der 09633 923198 – 882 melden. Ein Zwischenfazit der Studie soll im November veröffentlicht werden.

(az)

1. Vorsitzender Lebenshilfe Tirschenreuth Behinderung Berthold Kellner Christina Ponader Corona Corona-Lockdown Einschränkungen Friedrich Wölfl Geschäftsführer Arbeit und Lebenshilfe GmbH Lebenshilfe Tirschenreuth Martina Sötje Martina Übelacker Menschen mit Behinderung Netzwerk Inklusion Tirschenreuth Oberpfalz Oberpfalz TV OTV Roland Grillmeier Selbsthilfeverein Behinderte und Nichtbehinderte Studie
Zur Übersicht

Das könnte Dich auch interessieren

19.04.2024 Bürgerbegehren Initiative Klinik Retten überreicht 8.000 Unterschriften Heute haben sie Landrat Roland Grillmeier daher die Unterschriften von knapp 8000 Einwohnern des Landkreises überreicht. Sie fordern ein Bürgerbegehren und erfüllen das dafür notwendige Quorum von sechs Prozent deutlich. Sie sehen die Notfallversorgung von 11.000 Bürgern durch die Umstrukturierung der finanziell angeschlagenen Kliniken Nordoberpfalz gefährdet. In den nächsten vier Wochen muss der Kreistag in einer 19.04.2024 Zehn Jahre Wohnberatungsstelle Tirschenreuth Auch im Alter komfortabel Wohnen. Seit genau zehn Jahren arbeitet für dieses Ziel die Kommunale Wohnberatungsstelle des Landkreises Tirschenreuth. Ein Team von hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeitern beraten über die Möglichkeiten, möglichst lange in der eigenen Wohnung leben zu können. Dazu wurde auch eine Musterwohnung eingerichtet. Im Rosenweg 10 in Tirschenreuth wird gezeigt, wie Wohnungen an 08.03.2024 Neues Kinderhaus „Purzelbaum“ eingeweiht Die Purzelbaum-Kinder in Mitterteich haben gestern offiziell die Einweihung ihres neuen Kinderhauses gefeiert. Die Planungen für das Kinderhaus begannen bereits 2018 – damals ursprünglich für drei Kindergruppen. Zwei Jahre später wurden die Pläne bereits aufgestockt auf fünf Gruppen – der Bedarf in Mitterteich ist da. „Wir haben zwischen 60 und 70 Geburten im Jahr, unsere 22.02.2024 Hausärztegipfel im Landkreis Tirschenreuth - Situation ist alarmierend Nach Angaben von Maria Stich vom Hausärzteverband Bayern sind derzeit 5000 Hausarztstellen unbesetzt. Tendenz steigend. Immer mehr Orte in Bayern beklagen, dass die eingesessenen Hausarztpraxen verwaisen. Die alten Ärzte gehen in den Ruhestand, die jungen zieht es nicht aufs Land.  Ärzte sind deshalb hier rar geworden. Der Landkreis Tirschenreuth will aber hier nicht tatenlos zusehen.