Di, 27.02.2024 , 14:59 Uhr

Weiden

Umweltamt und Jagdverband streiten sich über Wolfsmonitoring

Der Bayerische Jagdverband hat den Wolf im Blick. Nach Unzufriedenheit mit dem offiziellen Monitoring des Umweltamtes möchte er sich jetzt selbst der Sache annehmen.

Der Wolf ist bei uns wieder eingezogen. Noch vor 20 Jahren galt er in Bayern als ausgestorben. Heute ist er hier fest verankert – vor allem in der Oberpfalz. Grafenwöhr, der Manteler Forst und neuerdings auch der Hessenreuther Wald bilden ein Zuhause für nachgewiesene Wolfsrudel.
Zusammen machen sie die Nordoberpfalz zum offiziell größten Wolfsgebiet Bayerns. Auch außerhalb von Weiden finden sich Schilder, die den sicheren Umgang mit Wölfen beibringen.

Um die Ausbreitung und Auswirkung der Wölfe zu überwachen, leitet das Landesamt für Umwelt ein „Wolfsmonitoring“. Fotobeweise und vor allem Tierrisse helfen hierbei, einzelne Wölfe zu identifizieren und auf ihren Spuren zu bleiben. Wenn ein Tierriss von einem Jäger, Landwirt oder anderen Menschen entdeckt wird, wird das „Netzwerk Große Beutegreifer“ hinzugezogen. Einer ihrer Experten untersucht den Riss, nimmt Proben und macht Fotos. Diese werden danach durch das Umweltamt untersucht, um sicher zu identifizieren, ob es sich beim Täter um einen Wolf handelt, oder nicht.

Hans Lehner ist einer der Experten des Netzwerkes Große Beutegreifer. In der Gegend um Weiden und im Landkreis Neustadt an der Waldnaab ist er seit den 1990er Jahren Luchsen und Wölfen auf der Spur. Erst im Jahr 2017 hat er aber seinen ersten gesicherten Wolf identifiziert – seitdem ist die Zahl auf mehr als ein Dutzend gestiegen. Lehner schätzt, dass er im Jahr zu etwa 40 Verdachtsfällen gerufen wird. Davon kann nur ein Bruchteil tatsächlich auf den Wolf zurückgeführt werden.

Monitoring stößt auf Kritik

Zufrieden sind damit nicht alle. Vor allem Jäger und Landwirte bemängeln oft die lange Wartezeit bei der Identifizierung, und bezweifeln teilweise die Genauigkeit der Ergebnisse. Als Folge auf diese Unzufriedenheit hat der Bayerische Jagdverband jetzt sein eigenes Monitoring auf die Beine gestellt. Er verspricht, deutlich schneller zu sein, als die Behörden. Helfen soll dabei, dass Betroffene bei Verdachtsfällen zuerst Fotos an einen externen Berater schicken können, der den Riss auf Ausschlusskriterien überprüft. Erst wenn der Wolf als Täter nicht sicher ausgeschlossen werden kann, werden weitere Proben analysiert.

Das Landesamt für Umwelt zeigt sich wenig begeistert vom inoffiziellen Monitoring des Jagdverbandes. Es plädiert auf deutschlandweit einheitliche Standards bei der Erfassung von Wölfen. Für etwaige Ersatzzahlungen will das Amt die Gutachten des Jagdverbandes gar nicht erst akzeptieren. Auch Hans Lehner ist kritisch eingestellt. Er kann sich nicht vorstellen, wie ein Berater allein an Hand von Fotos sicher bestimmen soll, ob ein Tierriss auf einen Wolf zurückgeführt werden kann.

Der Jagdverband will aber noch weiter gehen. Präsident Ernst Weidenbusch will langfristig erreichen, dass seinem Verband die Aufgabe des Wolfsmonitorings offiziell von der Staatsregierung übertragen wird. Er sieht den Jagdverband als tatsächlichen Experten bei der Wolfsidentifizierung, und nicht das Umweltamt. Außerdem soll eine Aufgabenübertragung beim Bürokratieabbau helfen. Wie realistisch Forderung des Jagdverbandes ist, muss sich erst noch zeigen. Sicher ist, die Diskussion um den Wolf, sein Monitoring, und auch dessen Entnahme, ist lange nicht vorbei.

(sb)

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