Do, 16.07.2020 , 15:29 Uhr

Weiden: Das Glas ist halb voll - Wirtschaftliche Folgen der Corona-Pandemie

Die Corona-Pandemie sei bisher glimpflich an der Wirtschaft der Nordoberpfalz vorbeigegangen. Die Regierung hätte dafür gute Hilfsprogramme zur Verfügung gestellt, so die Volkswirtin Gertrud Traud. Jetzt befinde sich die Welt bereits in einer „Corona-Dauerwelle“ und eine neue Normalität hätte begonnen. Über die Auswirkungen der Corona-Pandemie diskutierte das IHK-Gremium Nordoberpfalz.

Nahezu alle Branchen kämpfen mit den Folgen der Corona-Krise. In einer Onlinekonferenz tauschten sich die Unternehmerinnen und Unternehmer des IHK-Gremiums Nordoberpfalz jetzt über den Wirtschaftsstandort im Corona-Modus aus. Gremiumsvorsitzender Bernd Fürbringer und IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes begrüßten zur virtuellen Sitzung die beiden Experten der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin und Leitung Research, die zu Konjunktur und Kapitalmärkten vor, während und nach Corona referierte, sowie Michael Sager, Gruppenleiter Sparkassen und Mittelstand, Team Baden-Württemberg / Bayern. „Bisher ist die Corona-Krise vergleichsweise glimpflich an der Wirtschaft in der nördlichen Oberpfalz vorübergegangen. Kurzfristig wurden seitens der Regierung gute Hilfsprogramme zur Verfügung gestellt. Nun gilt es, gemeinsam anzupacken, damit unsere Wirtschaftsregion schnell wieder aus eigener Kraft durchstarten kann“, appellierte Fürbringer an die regionalen Unternehmen und an die Politik.

Neue Normalität hat bereits begonnen

Volkswirtin Traud attestierte dem Wirtschaftsstandort Bayern aufgrund seiner hohen Innovationskraft gute Chancen, um gestärkt aus der Krise zu kommen. Einen zweiten Lockdown hält die Expertin für unwahrscheinlich, schon alleine, weil „das die Wirtschaft nicht aushalten würde“ und man erkennen sollte, dass sich die Welt mittlerweile in einer „Corona-Dauerwelle“ befinde. „Die neue Normalität hat bereits begonnen. Das Virus ist da und wir müssen lernen, dauerhaft mit ihm umzugehen“, so Traud. Mit Blick auf die Zeit vor Corona sei zu bedenken, dass die Wirtschaft in Deutschland bereits unter internationalen Restriktionen gelitten habe. Es sei aber keine Lösung, jetzt alles selbst zu produzieren. „Wenn wir exportieren möchten, sollten wir auch importieren“, sagte Traud. Dass der Wirtschaftsstandort Oberpfalz einen überdurchschnittlichen Anteil an Verarbeitendem Gewerbe aufweist, sieht Traud als Vorteil in der Corona-Krise. Denn vor allem Dienstleistungen und Handel seien jetzt am meisten beeinträchtigt. Diese wiederum könnten durch die Fiskalpolitik über Förderbanken und Schutzschilde zielgerichtet unterstützt werden. „Die deutsche Staatsregierung hat in guten Zeiten gespart, was sich nun auszahlt“, betonte Traud. Es sei richtig, die Verschuldung jetzt wieder nach oben zu treiben, denn „diese Rezession ist anders als die vorherigen, weil der Staat nicht überschuldet ist.“ Entsprechend sei es laut Traud nachvollziehbar, wenn Deutschland einen großen Teil des EU-Corona-Pakets übernehmen würde, damit die Europäische Union im internationalen Wettbewerb künftig auf einer guten Position stehe.

Digitalisierung muss Fahrt aufnehmen

Wie geht es weiter nach der Corona-Krise? Vieles spreche für eine „V“-Entwicklung der deutschen Wirtschaft, so die Volkswirtin. Beim „V“ stürze diese zwar ab, aber nach dem Tiefpunkt gehe es auch flott wieder aufwärts. Der Talsohle im April folgte bereits ein Aufschwung, das sehe man an den sich erholenden Aktienmärkten, aber auch am Lkw-Verkehr, der mittlerweile wieder genauso dicht wie vor der Krise sei. Außerdem werde eine Verlagerung im Tourismusgeschehen in Deutschland hin zu „Urlaub Zuhause“ die Wirtschaft vor Ort stärken, da die Menschen das Geld im Land ausgeben und die Binnenkonjunktur so wieder anziehe. Trauds Prognose: „Der Corona-Schock wird im zweiten Halbjahr überwunden.“ Arbeitgebern rät sie, Auszubildende und Studierende jetzt ans Unternehmen zu binden, denn „auch wenn die Arbeitslosenzahlen aufgrund der Rezession gerade steigen, besteht nach wie vor vielerorts Vollbeschäftigung. Der Fachkräftemangel bleibt also auch in Zukunft eine große Herausforderung.“ Was ist zu tun, damit die Wirtschaft in Deutschland in der kommenden Zeit gut aufgestellt ist? Hier sind sich die Experten von der Helaba sowie die Gremiumsmitglieder einig: Der Staat müsse jetzt ohne Wenn und Aber die Digitalisierung vorantreiben. „Deutschland ist bei der Digitalisierung ein Entwicklungsland“, sagte Traud – ein Blick in die Bildungseinrichtungen genüge, um das zu bestätigen. Grund sei mitunter die Mentalität in der Bevölkerung, denn technisch sei vieles bereits umsetzbar. „Eine leistungsfähige digitale Infrastruktur ist Voraussetzung dafür, um künftig international mithalten zu können. Mittel- und langfristig gesehen müssen jetzt die Weichen für den schnellen und lückenfreien Ausbau gestellt werden“, fasste der Gremiumsvorsitzende Fürbringer zusammen.

(Symbolbild: Pixabay)

(vl)

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