Es soll ein sichtbares Zeichen gegen den wachsenden Antisemitismus in der Gesellschaft sein. Am 10. November soll hierfür ab 16 Uhr ein Lichtermeer in der Weidener Konrad-Adenauer-Anlage entstehen. Zu dieser Aktion hat Susanne Kempf eingeladen. Sie war unter anderem zehn Jahre lang Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Weiden.
Zudem arbeitete Susanne Kempf nach eigenen Angaben zwei Jahre lang als Sozialarbeiterin in der Weidener Jüdischen Gemeinde und unterstützte die jüdischen Kontingentflüchtlinge bei der Integration in ihrer neuen Heimat. Wegen den aktuellen Entwicklungen im Land möchte sie sich nun wieder verstärkt gegen Antisemitismus engagieren.
„Wir glaubten, unser Bestes zu tun, wir glaubten, mit jährlich wiederkehrenden Veranstaltungen zur Erinnerung an die furchtbaren Jahre der Naziherrschaft in Deutschland die Menschen zu bessern. Wir glaubten, mit unserer uns selbst beruhigenden Erinnerungskultur Schreckliches zu verhindern. Wir glaubten, dass wir genügend aus der Geschichte gelernt haben, lehnten uns entspannt zurück in unserer bequemen Hängematte der Erinnerungskultur. Wir fühlten uns als die besseren Deutschen, weil wir unsere Betroffenheit regelmäßig zum Ausdruck bringen. Wir gaben uns der trügerischen Überzeugung hin, dass es uns gelungen war, das hässliche Gesicht der Menschen zu verändern. (…)
Wir Nachgeborene versuchten in all den Jahren, die Erinnerung an das Schreckliche wach zu halten, vor unreflektiertem Denken und Handeln zu warnen, zu verhindern, dass ES wieder geschieht. Nichts ist uns gelungen, wir machen uns selbst etwas vor! (…)
Wehren wir uns gegen Antisemitismus, gegen Unmenschlichkeit, gegen dumpfes Denken, gegen Hass! Ächten wir Verachtung anderer, die sich schon in unbedachter Sprache bemerkbar macht. Stemmen wir uns gegen verächtliche Äußerungen, Taten, Hetze. Lassen wir nicht zu, dass Hassworte und Angriffe gegen Mitbürger nicht bestraft werden. Antisemitismus ist unentschuldbar und muss stets zu empfindlichen Verurteilungen führen. Hass darf nicht heruntergespielt und mit fadenscheinigen Erklärungen hoffähig gemacht werden.“
(Susanne Kempf)
Daher ruft sie nun zu der Aktion am 10. November all diejenigen, die sich gegen Ausgrenzung, Antisemitismus oder auch Fremdenfeindlichkeit einsetzen, dazu auf um 16:00 Uhr zur Weidener Konrad-Adenauer-Anlage zu kommen und dort ein Zeichen für ein friedliches und respektvolles Miteinander zu setzen. Die Teilnehmer sollen dafür Kerzen und Taschenlampen mitbringen.
Mit der Aktion am Gedenkstein für die Weidener jüdischen Opfer der nationalsozialistischen Diktatur will sie den Auftakt machen für eine Folge von Veranstaltungen, die von verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen organisiert werden sollen, so ihr Wunsch. Dabei sollen alle Veranstaltungen eines gemeinsam haben: Die Bevölkerung wachzurütteln und einen gemeinsamen Weg aufzuzeigen, der in eine endlich toleranten und friedliche Zukunft führt.
(nh/Pressemitteilung Susanne Kempf)