35,8 Prozent: Das war das höchste Ergebnis, das die SPD bei einer Landtagswahl in Bayern je eingefahren hat. Das ist allerdings lange her: es war im Jahr 1966. Seit 2018 sind die Ergebnisse der Sozialdemokraten in Bayern nur noch einstellig, aktuell besetzen sie 8,4 Prozent der Sitze im Landtag. Diese Woche ist die SPD-Landtagsfraktion mit einem Bus auf Bayern-Tour und hat dabei auch in Weiden Halt gemacht.
Heide Gökdemir und ihr Mann waren zwei der Weidener Bürger, die das Gespräch mit Politikern aus der SPD-Landtagsfraktion gesucht haben. Das Ehepaar beklagt wachsende Fremdenfeindlichkeit in Politik und Gesellschaft – und kritisiert aber auch die SPD selbst. „Die SPD ist nicht präsent, sie kümmert sich nicht um die Wähler.“, dieses Gefühl hat Heide Gökdemir. „Man hat den Eindruck, sie existiert stellenweise gar nicht mehr“.
Mit der Bayern-Tour zu mehr Bürgernähe
Dass sie eben doch existiert und den Bürgern mit ihren Problemen nah sein möchte, dass will die SPD diese Woche zeigen. Die Landtagsfraktion hält ihre Herbstklausur im Bus ab und tourt damit durch Bayern. Weiden ist einer von 16 Stopps der Bayern-Tour. „Wir haben uns gedacht, anstatt den Leuten aufzudiktieren, was ihre Probleme zu sein haben, gehen wir direkt vor Ort und fragen sie: Was sind die Probleme, die man dringend angehen müsste?“, erklärt Landesvorsitzende Ronja Endres den Gedanken der Bayern-Tour. Sorge um ihre Arbeitsplätze, der Zustand von Schulen und Kitas, die Probleme bei der Bahn, die allgemeine Sicherheitslage. Mit Problemen wie diesen seien diese Woche schon Menschen auf die SPD zugekommen, so Endres.
In Weiden merkt man aber auch: Manche Passanten haben wenig Interesse daran, mit den Landtagsabgeordneten zu sprechen. „Ich habe es schon aufgegeben ehrlich gesagt“, erzählt eine Passantin gegenüber OTV. „Weil die SPD immer weiter von ihren Wählern weg ist.“. Eine Frau aus Pressath ist ähnlicher Meinung: „Früher war es klar: Da war die SPD eine sozial ausgerichtete Arbeiterpartei. Und dann hat sie einen Eierkurs angefangen.“
„Wir haben offensichtlich nicht alles richtig gemacht“
Parteichefin Ronja Endres habe Verständnis für diesen Kritik. „Ich will diesen Menschen sagen, dass ihr Frust auch gerechtfertigt ist. Die Leute zahlen mit ihrer Hände Arbeit die meisten Steuern im Land und dann sehen sie, dass die Daseinsvorsorge und die Infrastruktur nicht funktioniert, dass Krankenhäuser zusammengelegt werden.“ Die SPD müsse auf diese Leute zugehen, so Endres. „Wir müssen aufhören so zu tun, als hätten wir alles richtig gemacht – haben wir offensichtlich nicht.“ Jetzt müsse man die Sorgen der Menschen wieder in den Mittelpunkt stellen, ist sie überzeugt.
Das Ehepaar Gökdemir aus Weiden wünscht sich von der SPD genau das: mehr Präsenz und Bürgernähe. Nach dem persönlichen Gespräch mit den Abgeordneten bei der Bayern-Tour hatten sie jedenfalls schon mal ein gutes Gefühl.
(az)