Mo, 24.08.2020 , 15:03 Uhr

Weiden: Enkeltrick-Betrüger schlagen erneut zu - Polizei gibt Präventionshinweise

Am Freitag kam bei einem Enkeltrickbetrug Gold im Wert eines Einfamilienhauses abhanden. Dieser Fall belegt erneut wie perfide diese Betrugsmasche ist und wie wichtig die Sensibilisierung von Senioren ist. Die Kriminalpolizei Weiden ermittelt und gibt zugleich Präventionshinweise.

Fünf Kilogramm Gold fehlen einem älteren Ehepaar seit vergangenem Freitag. Sie erhielten einen Anruf ihrer angeblichen Nichte, die eine Sicherheit für einen Wohnungskauf benötige. Da sie nicht selber kommen könne, würde ein „Notarangestellter“ zur Abholung geschickt. Die Geschädigten begaben sich zur Bank, wo sie das Gold aus ihrem Schließfach holten.

Am Nachmittag kam ein unbekannter Mann, rund 170 cm groß, ca. 35 Jahre alt, schlank, mit Baseballmütze und Mundschutz ausgestattet und holte das Gold im Wert von über 260.000 Euro vor der Haustüre der Geschädigten ab. Erst nach einem Telefonat mit der richtigen Nichte fiel der Betrug auf und es erfolgte die Anzeigenerstattung am Abend. Die Ermittlungen führt jetzt die Kriminalpolizeiinspektion Weiden.

Hintergründe zur Vorgehensweise
Die Vorgehensweise in diesem Fall ist typisch für den sogenannten Enkeltrick, so die Polizei. Er ist Teil der sogenannten Callcenter-Betrugsmaschen, bei denen die Täter oftmals aus dem Ausland -wie aus Callcentern- etliche Bürger hierzulande anrufen und sie mit verschiedenen Geschichten konfrontieren. Mal geben sie sich als Enkel oder Verwandte aus, die dringend Geld für einen Notlage oder einen Kauf benötigen würden, mal geben sie sich als Polizeibeamte aus, die vor einem bevorstehenden Einbruch warnen und „zur Sicherheit“ Wertgegenstände in Verwahrung nehmen müssten. Die Vorgehensweisen sind dabei sehr vielfältig. Allein diese beiden Maschen ereigneten sich im Jahr 2019 über 400 Mal in der Oberpfalz.

Regelmäßig werden die Opfer psychisch unter Druck gesetzt -Zeitdruck, Vortäuschen einer Notlage, etc.- und zur Geheimhaltung genötigt. Am Ende kommt ein Abholer und nimmt unter einer Legende die Wertgegenstände der Opfer entgegen. Zwar scheitern diese Betrugsversuche häufig beim ersten Anruf, jedoch kommt es immer wieder zu erfolgreichen Fällen, bei denen die gesamten Ersparnisse der Betrugsopfer abhandenkommen, erklärt die Polizei.

Tipps der Polizei für Senioren und Angehörige

– Geben Sie keine Informationen zu Ihren wirtschaftlichen Verhältnissen oder ihren persönlichen Daten heraus!
– Wenn Sie einen solchen Anruf erhalten haben, beenden Sie zuerst das Gespräch. Setzen Sie sich dann bitte umgehend mit der Polizei (Notruf: 110) oder mit einer Personen Ihres Vertrauens in Verbindung. Seien Sie besonders vorsichtig, wenn Zeitdruck erzeugt wird oder Geheimhaltung gefordert wird! Wählen Sie nur ihnen bekannte und selbst recherchierte Telefonnummern.
– Übergeben Sie niemals Geld oder Wertsachen wie Schmuck an unbekannte Personen!
– Seien Sie misstrauisch, wenn sich Anrufer am Telefon nicht selber mit Namen melden. Raten Sie nicht, wer anruft, sondern fordern Sie Anrufer grundsätzlich dazu auf, ihren Namen selbst zu nennen.
– Sind Sie bereits Opfer eines Enkeltricks geworden, zeigen Sie die Tat unbedingt bei der Polizei an. Dies kann der Polizei helfen, Zusammenhänge zu erkennen, andere Personen entsprechend zu sensibilisieren und die Täter zu überführen.
– Lassen Sie Ihren Vornamen im Telefonbuch abkürzen (aus Herta Schmidt wird beispielsweise H. Schmidt). So können die Täter Sie gar nicht mehr ausfindig machen. Zum Ändern eines Telefonbucheintrags wenden Sie sich an die Telekom.
– Bewahren Sie Ihre Wertsachen, z.B. höhere Geldbeträge und andere Wertgegenstände nicht zuhause auf, sondern auf der Bank oder im Bankschließfach!
– Angehörige, Sozialverbände, Religionsgemeinschaften und auch sonst in Kontakt mit älteren Menschen stehende Einrichtungen und Institutionen werden gebeten, insbesondere alleinstehende, ältere Verwandte auf die Masche der Betrüger hinzuweisen.

(vl)

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