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Digitalisierung an Schulen in der Oberpfalz: Zwischen Förderprogrammen, Ausfällen und Eigeninitiative

Große Pläne, schleppende Umsetzung

Der Freistaat Bayern investiert massiv in die Digitalisierung seiner Schulen. Allein durch den DigitalPakt Schule standen dem Land bis zum Jahr 2024 rund 778 Millionen Euro zur Verfügung. Mit diesen Mitteln sollten nicht nur digitale Endgeräte angeschafft, sondern auch Schulserver, Lernplattformen und Netzwerke modernisiert werden.Auch in der Oberpfalz flossen bereits Millionenbeträge in die Modernisierung von Schulgebäuden und die Ausstattung mit Tablets, Beamern und interaktiven Tafeln.

Jedoch berichten viele Schulen, dass sich die Anträge auf Fördermittel aufwändig gestalten. Darüber hinaus verzögert sich die Umsetzung häufig durch fehlende Fachkräfte, Lieferengpässe oder technische Abstimmungsprobleme. Ein Beispiel: In einer Mittelschule im Landkreis Schwandorf dauerte es über ein Jahr von der Beantragung bis zur vollständigen Inbetriebnahme der neuen WLAN-Infrastruktur.

Technische Ausstattung: Vorhanden, aber störanfällig

Inzwischen verfügen viele Schulen in der Region über eine solide technische Grundausstattung. Nach Angaben des bayerischen Kultusministeriums wurden in den letzten zwei Jahren über 100.000 mobile Endgeräte an bayerische Schulen ausgegeben, davon auch mehrere Tausend an Schulen in der Oberpfalz.

Doch moderne Technik allein reicht nicht aus. Ein häufiges Problem: Störungen oder Ausfälle, für deren Behebung kein schneller technischer Support bereitsteht. Nicht jede Kommune kann sich eine eigene IT-Fachkraft leisten. Viele Schulen sind daher auf externe Dienstleister angewiesen – mitunter mit langen Wartezeiten.

Wenn der Schulserver ausfällt, liegen nicht nur die digitalen Tafeln lahm, sondern meist auch der Zugang zu Unterrichtsmaterialien und Prüfungsplattformen. Einige engagierte Lehrkräfte arbeiten sich dann selbst durch ein Windows Forum oder andere Anleitungen, da ihnen offizielle Hilfe fehlt.

Lehrkräfte zwischen Technik und Unterricht

Neben der Infrastruktur ist auch das Know-how der Lehrkräfte entscheidend. In Bayern gibt es mittlerweile zahlreiche Fortbildungsangebote zur digitalen Bildung, darunter das Fortbildungsnetzwerk „Digitale Bildung“ der Regierung der Oberpfalz. Dieses bietet maßgeschneiderte Schulungen an – direkt vor Ort, abgestimmt auf die vorhandene Ausstattung.

Doch der Fortbildungsbedarf bleibt hoch. Viele Lehrerinnen und Lehrer fühlen sich unsicher im Umgang mit neuer Software. Es fehlt nicht am Willen, sondern in vielen Fällen an Zeit und einer gezielten Anleitung.

Hinzu kommt, dass technische Probleme den Unterrichtsfluss massiv stören können – und dann spontane Lösungen gefragt sind. In manchen Schulen bilden sich daher intern bereits eigene Digital-Teams, in denen technikaffine Lehrer ihre Kolleginnen unterstützen. Eine strukturelle Lösung ist das allerdings nicht.

Medienkompetenz als Bildungsziel

Neben der technischen Umsetzung rückt ein weiterer Aspekt immer stärker in den Fokus: die Medienbildung. Schülerinnen und Schüler sollen die digitalen Geräte sowohl bedienen können als auch lernen, Informationen kritisch zu hinterfragen, mit verschiedenen digitalen Tools zu arbeiten und sich sicher im Netz zu bewegen.

Das bayerische Kultusministerium hat dafür eigene Konzepte erarbeitet, darunter der LehrplanPLUS, in dem digitale Kompetenzen verbindlich verankert sind. Untergebracht werden die Inhalte sowohl im Fach Informatik als auch fächerübergreifend. In der Praxis zeigt sich jedoch: Der Einsatz digitaler Medien hängt noch immer stark vom Engagement der einzelnen Schulen ab.

Der Wille ist da – aber es braucht mehr Verlässlichkeit

Die Digitalisierung an Schulen in der Oberpfalz stellt heute keine Zukunftsvision mehr dar, sie ist Realität. Dennoch zeigt sich diese Realität oft widersprüchlich: Zwischen modern ausgestatteten Vorreiterschulen und Einrichtungen mit veralteter Technik liegt eine große Bandbreite.

Klar ist: Ohne funktionierende Strukturen – also eine regelmäßige Wartung, Fortbildungen und schnellen technischen Support – droht die digitale Technik zum Hindernis, statt zur Hilfe zu werden. Schulen,

Kommunen und Politik sind daher weiterhin gefragt, gemeinsam für mehr Verlässlichkeit zu sorgen. Nur so kann erreicht werden, was längst als erklärtes Bildungsziel gilt: Die Schülerinnen und Schüler auf eine digitale Welt vorzubereiten, die längst Realität ist.

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