
Weiden
„Demenz neu sehen“ – Volkskrankheit in die Öffentlichkeit rücken
Demenz nicht verstecken, sondern öffentlich zum Thema machen – das ist der Gedanke der Fotokunstausstellung „Demenz neu sehen“. Die Wanderausstellung macht bis morgen in Weiden Halt, um für Demenzerkrankungen zu sensibilisieren.
Etwa 270.000 Menschen sind in Bayern von Demenz betroffen – das zeigen Zahlen des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Das sind 270.000 Menschen, die nicht nur ihre Erinnerungen, sondern nach und nach auch sich selbst verlieren. Sowohl für die Betroffenen selbst, als auch für ihre Angehörigen kann das eine schwere Belastung sein. Aber: Menschen mit Demenz sollten nicht versteckt werden, kein Tabu-Thema sein. Das war die Botschaft der Fotoausstellung „Demenz neu sehen“ in Weiden.
Prämierte Fotos erzählen Geschichten
Maria und Hans-Jürgen Wertens kämpfen gemeinsam gegen einen unsichtbaren Gegner: Gegen Marias Demenz. Und zwar mit ganz viel Liebe und Lebensfreude – der Krankheit zum Trotz. Den Alltag des Paares hat die Fotografin Ingrid Hagenhenrich in Fotos festgehalten – und überzeugte damit die Jury des Desideria-Fotopreises „Demenz neu sehen“.
Diese und noch weitere Siegerfotos sind in einer Fotoausstellung zu sehen, die aktuell durch Bayern tourt. Noch bis morgen sind die Bilder vor dem Alten Rathaus in Weiden zu sehen. Es ist ein Projekt der Sparkasse Bayern und der AOK Bayern. Das Ziel: Demenz zum Gesprächsthema machen und in den öffentlichen Fokus rücken.
Demenz ist nicht nur Vergesslichkeit
Bundesweit leben etwa 1,8 Millionen Menschen mit Demenz, in Bayern sind es etwa 270.000. Doch es gibt viele verschiedene Formen von Demenzerkrankungen, die sich unterschiedlich äußern, erklärt Chefarzt Dr. Thomas Reithmeier bei der Ausstellungseröffnung. Und vor allem: Demenz ist nicht einfach nur Vergesslichkeit. „Es ist leider vielschichtiger. Demenz betrifft den ganzen Menschen, also alle Fähigkeiten.“, erklärt Reithmeier.
Mehr Unterstützung für pflegende Angehörige
Schwierig ist es deshalb vor allem auch für die Familien. Etwa 75 Prozent der Demenzerkrankten in Deutschland werden von ihren Angehörigen gepflegt. Diese Angehörigen werden eine immer wichtigere Rolle spielen, ist Bezirkstagsvizepräsident Lothar Höher überzeugt. Denn durch den demografischen Wandel ist Demenz ein wachsendes Problem. „Deswegen müssen wir pflegende Angehörige auch mehr unterstützen. Zum Beispiel durch Tagespflege-Angebote und ähnliches.“, so Höher. Hilfe finden Betroffene zum Beispiel auch auf der Webseite des Vereins Desideria: www.desideria.org
Forschungsfortschritte machen Hoffnung
Bisher konnte Demenz kaum behandelt werden. Medikamente zielten meist auf die Symptome ab, nicht auf die eigentlichen Ursachen der Demenz. Seit kurzem gibt es aber Fortschritte: Verbesserte Früherkennungsmethoden zum Beispiel. Forscher fanden außerdem deutliche Hinweise darauf, dass Eiweißablagerungen im Gehirn der Auslöser für Alzheimer sind. Und: Dafür könnte es auch bald ein zugelassenes Medikament geben. „Das ist wirklich erfreulich“, erklärte Dr. Reithmeier. Diese Behandlung hat leider auch noch Risiken und ist sehr aufwendig – aber es ist ein erster Schritt zu einer besseren Behandlung von Alzheimer – und ein Hoffnungsschimmer für die Zukunft.
(az)